PHILIPPINEN NACH DEM TAIFUN

Einblick in das Tagebuch von Lina Kahn und Conrad Matthes

Lina Kahns Tagebucheinträge

Als der Taifun Haiyan Anfang November 2013 die Philippinen traf, wurden knapp 28.000 Menschen verletzt. 6.000 Menschen ließen in diesen Tagen ihr Leben. LandsAid war mit insgesamt drei medizinischen Teams vor Ort, um die Erstversorgung zu unterstützen. Jedes Team hat seine ganz eigenen Erfahrungen gemacht und die verschiedensten Situationen erlebt. Deswegen berichten in diesem Tagebuch jeweils eine Einsatzkraft pro Team von der Zeit auf den Philippinen.

Ihr Lieben zu Hause,
Nun sind schon wieder etliche Tage vergangen und ich kann mich jetzt erst melden, weil es in Bogo City – wo wir unser Lager aufgeschlagen haben – keine funktionierende Internetverbindung gibt.
Wir waren im Feldlazarett der Israelischen Defence Force (IDF) – die direkt vor dem örtlichen Krankenhaus ein beeindruckendes Feldhospital aufgebaut haben – und haben uns dort mit dem General und seinen zuständigen Ärzten getroffen.
Das Ergebnis unserer Verhandlungen war, dass wir zusammen mit dem österreichischen und dem slowakischen ASB das Lazarett am Sonntag übernehmen werden.
Das ist eine große Aufgabe, die uns zum einem herausfordern wird, uns zum anderen ein optimales Arbeiten ermöglicht.
Am nächsten Tag sind wir weiter in den Norden gefahren, um den Bedarf an medizinischer Hilfe zu erkunden. In einem Dorf konnten wir zusammen mit dem Kapitan – so heißt hier der Bürgermeister – den Bedarf an Wellblech und Wiederaufbau planen und organisieren. Danach sind wir mit der Fähre auf die Insel Bayantan übergesetzt. Hier trafen wir auf das deutsche Team des technischen Hilfswerks (THW), die sauberes Trinkwasser für die Insel bereitstellen. Es stellte sich über einen einheimischen Kontakt heraus, dass es hier zwei Dörfer gibt, die bis zu 85% zerstört worden sind. Wir beschlossen sofort helfend einzugreifen und kündigten uns im Dorf für den nächsten Tag an.
Uns bot sich ein schrecklich trauriger Anblick, als wir heute zum ersten Mal mit unserer voll ausgestatteten mobilen Klinik ankamen, überall zerstörte Wohnhäuser. Menschen, die unter den Resten ihres zusammen gebrochenen Hauses wohnen und versuchen zur Normalität zurückzukehren. Wir sehen aber auch, dass schon viel aufgeräumt und im Rahmen der Möglichkeiten repariert wurde. Die Straßen sind befahrbar, man muss zwar ständig aufpassen, da oft Telefon und Stromkabel unvermittelt im Weg hängen, aber man kann zumindest wieder alle Ortschaften erreichen.
Im Ort angekommen erwartete uns schon eine lange Schlange von bedürftigen Menschen. Es war uns daran gelegen schnell anzufangen, um so vielen Menschen wie möglich zu behandeln.
Wir unterteilten die wartenden nach Dringlichkeit in verschiedene Gruppen und behandelten am meisten Kinder und Mütter. Die Bandbreite reichte von Abszessen öffnen bis zu Husten, Fieber und Asthma. Als der letzte Patient fertig behandelt war, haben wir unsere Sachen eingepackt und uns auf den Weg zur Fähre auf die Insel Cebu gemacht.
Morgen kehren wir wieder in diese abgelegenen Ecke der Welt zurück – das zerstörte Paradies, wie wir es heute genannt haben.

Au revoir vom Team 1

Inzwischen schreiben wir den 26.11.2013. Christine und Melanie sind heute angereist und somit sind wir als 2. Team komplett. Eine Einweisung konnte durch das 1. Team noch intensiv erfolgen, denn die Arbeitsabläufe in einem Feldlazarett mit Triage sehen doch etwas anders aus, als in einer mobilen Klinik. Darüber werden wir aber noch erzählen.
Christine und Melanie berichteten, dass sie am Flughafen nicht die einzigen humanitären Helfer waren. Mitglieder anderer Hilfsorganisationen landen noch täglich, obwohl der Taifun Yolanda (so heißt der Tayfun hier) schon 2 Wochen zurückliegt.
Als wir durch Cebu fuhren, bemerkten wir wenig von dieser Katastrophe. Doch je weiter wir gen Norden kamen, desto mehr zeigte sich das Ausmaß deutlicher. Die Einwohner und Helfer aus aller Welt haben zwar schon das Gröbste beseitigt, aber überall liegen noch die Wellblechdächer von den Hütten und umgestürzte und entwurzelte Bäume rum. Eine Infrastruktur, die nur mühsam wieder ins Laufen gebracht wurde. Strommasten werden repariert und trotz der Katastrophe sitzen die Menschen vor ihren „Hüttenresten“ und leben den Alltag mit seinen Herausforderungen in einer unglaublichen Gelassenheit.
Nach 24 Stunden Anreise, sind wir an unserem ersten Abend ziemlich erschöpft und freuen uns auf morgen, unsere Kollegen unterstützen zu können.

Viele Grüße aus Bogo-City vom gesamten Team 2

Unser Tag startet um 7 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück. Es gibt Rührei, Schwarzbrot aus Deutschland, Leberwurst und alle sind in guter Stimmung. Die hohe Luftfeuchtigkeit sorgt schon am frühen Morgen für extreme Schweißausbrüche. Wie wird das erst in den Zelten beim Arbeiten sein?

Mit uns gemeinsam arbeiten der ASB aus Austria und der Slowakei. Dieses Team organisiert u.a. die Triage und sorgt für die mittägliche Verpflegung mit ihren Logistikern. Es ist schön zu sehen, wie dankbar die Einheimischen über jegliche Hilfe von uns sind, sei es die medizinische Hilfe, die Gabe von Medikamenten oder ein ausführliches Gespräch, nach diesen traumatischen Ereignissen. Überrascht sind sie, dass Helfer aus so fernen Ländern kommen, um ihnen zu helfen. Ein spannender Tag ist zu Ende, wir grüßen nach Deutschland.

Leider müssen wir uns heute von Gaby und Hans verabschieden, die uns bis jetzt noch vom Team 1 tatkräftig mit Rat und Tat zur Seite standen. Beide haben ihre Einsatzzeit um ca. 3 Tage verlängert. Das war sehr hilfreich, dafür ein großes DANKESCHÖN!

Zugehörige Beiträge

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Conrad Matthes’s Tagebucheinträge

Nach unzähligen Versuchen eine Internetverbindung aufzubauen, gaben wir uns dann doch der mangelnden Technik geschlagen. Somit nutzen wir die Möglichkeit Informationen nach Cebu City (2-3 Std. fahrt) mitzugeben die dort via Internet von Dirk nach Deutschland weiter geleitet werden.
Heute am 04.12. bekommen wir weitere Unterstützung durch einen Arzt und zwei Rettungsassistenten.
Trotz der enormen Hitze (30-36 Grad) und hoher Luftfeuchtigkeit haben wir uns gut in den Klinikablauf eingelebt. Rund 170 Patienten werden täglich von uns versorgt, die meisten davon haben Infekte der Atemwege (vor allem bei Kindern), Hautinfektionen und Verletzungen.

Grüße aus Bogo City.

In drei Tagen wird für uns als Team 2 die medizinische Hilfsaktion zu Ende gehen. Was brachte die zurückliegende Woche? Das LandsAid-Team ist um die Rettungssanitäter Simone und Konrad und den Chirurgen Bernd verstärkt worden. Sie haben sich rasch in die Arbeit in unserem Zelthospital eingearbeitet. Das Team des Arbeitersamariterbunds aus Österreich und der Slowakei, mit dem wir gut zusammengearbeitet haben, ist heute abgereist. Ab jetzt betreibt LandsAid das Zelthospital allein. Wir können mit Freude feststellen, dass sich durch die intensive Arbeit der letzten Zeit die gesundheitliche Situation zu bessern beginnt. Wir hatten viele Kinder, aber auch Erwachsene mit Infekten der Atemwege zu behandeln – schließlich müssen ja noch viele Menschen im Freien schlafen, bis ihre Häuser wieder aufgebaut sind. Bei den Aufbauarbeiten ereignen sich auch Unfälle, ein weiterer Grund, weswegen unsere Behandlungsstation öfter aufgesucht wird.

Wir werden hervorragend unterstützt durch einheimische Dolmetscher. Einige von ihnen sind Schüler, die auf den Wiederaufbau ihrer Schule warten, aber auch eine Krankenschwester ist dabei. Von ihnen allen lernen wir viel über die Lebensumstände, was uns sehr bei unserer Behandlung hilft. Wir entlasten nicht nur das örtliche Krankenhaus, sondern können uns bei schwierigen Fällen auch gegenseitig konsultieren. Wenn wir (Team 2) abgereist sind, werden die beiden Ärzte Bernd und Werner sowie Simone und Konrad noch für ein paar Tage ein örtliches Health Center unterstützen. Täglich haben wir den herzlichen Dank der Bevölkerung gehört – das ist das Wesentlichste, was wir mit nach Hause nehmen werden.

Unsere Arbeit im Zelthospital ist jetzt schon 2 Tage Vergangenheit. Obwohl die Patientenanzahl sich langsam ` back to normal` entwickelte, vergingen die Tage trotzdem wie im Flug. Montagnachmittag haben wir dann unser Material zusammengepackt und die Restbestände an das Krankenhaus in Bogo City übergeben. Eventuell wird die Arbeit im Zelthospital von einem Team aus Birma fortgesetzt, aber sicher ist das leider noch nicht.

Jetzt sind unsere ersten beiden Arbeitsstage im Health Center in San Remigio vorbei und wir konnten viele neue Erfahrungen sammeln. Auch hier gibt es noch viele Patienten zu versorgen und der Wartebereich ist ständig voll besetzt. Das einheimische Team hat uns freundlich empfangen und uns schnell in den Ablauf integriert. Auch hier in San Remigio steht die allgemeinmedizinische Versorgung im Mittelpunkt, aber auch chirurgisch gibt es genug zu tun. Die Tage werden für die 2 Ärzte Werner und Bernd und die Rettungsassistenten Simone und Conrad also arbeits- und abwechslungsreich vergehen.

Neben der täglichen Arbeit beschäftigten uns aber v.a. Einzelschicksale, wie das der Patientin, die unter Tränen in der Sprechstunde berichtete, sie habe im Taifun ihren Mann verloren und sechs Kinder zu versorgen und das Haus sei zerstört. Die Frau leidet unter einer erheblichen posttraumatischen Belastungsstörung und unsere Möglichkeiten sind in einer solchen Situation leider begrenzt.

Seit Montag ist Antje zu uns gestoßen; sie ist Apothekerin und wird neben der pharmazeutischen Arbeit auch die Teamleitung übernehmen und unseren Einsatz bis zum Ende begleiten. Heute ist das Team 2 abgereist; Christine, Lina, Kathrin, Melanie und Jens sind auf dem Heimweg und das LandsAid Team hat sich auf fünf Personen reduziert. Neben der medizinischen Arbeit beginnen nun auch langsam die Aufräumarbeiten. Seit heute läuft auch die Verteilungsaktion der Wellblechplatten, die an bedürftige Familie verteilt werden, um damit ihre Dächer reparieren zu können. Diese Aktion wird finanziell von `Bild hilft`. Die betroffenen Philippinos sind für diese Hilfe sehr dankbar und werden nicht müde diese Dankbarkeit auch zu zeigen.

Heute sind in aller Frühe Bernd und Simone Richtung Deutschland aufgebrochen, sodass wir jetzt nur noch zu dritt sind. Am letzten Tag im Health Center von San Remigio bekamen wir unerwartete Unterstützung von einem Hawaiianischen Team, das mit dem Bus von einer zur nächsten Healthstation fährt und dort für 2 Tage bleibt. Der Abschied vom Personal des HealthCenters war auch hier sehr herzlich und wir haben uns sehr gefreut, so freundlich aufgenommen wurden zu sein. Damit endete unsere medizinische Arbeit auf den Philippinen und wir widmen uns einer neuen Aufgabe.

Unsere Teamleiterin Antje organisiert mit dem Bürgermeister von San Remigio die Verteilung von Dächern, die wir durch eine Spende der Aktion „Ein Herz für Kinder“ im lokalen Baumarkt kaufen konnten. Werner, unser Arzt und ich unterstützen sie dabei, indem wir Gutscheine an Bedürftige verteilen. Mit den Gutscheinen können die Menschen dann ins „San Remigio Culture Center“ kommen und diese gegen Wellblechdächer eintauschen. Häufig werden die Dächer dann mit Hilfe den überall verfügbaren Tricykels abtransportiert. Die Leute sind so dankbar, dass bisher jeder einzelne sein „Dach“ abgeholt hat. Diese Verteilaktion lässt uns auch in Gegenden kommen, die weit abgelegen von der Hauptstraße und häufig nur zu Fuß erreichbar sind. Hier wird uns immer wieder bewusst, wieviel Zerstörung der Taifun angerichtet hat und wie dringend die Menschen Hilfe benötigen. Die meisten Menschen deren Haus zerstört wurde, leben in improvisierten Hütten, bei denen die Dächer aus Palmenblättern bestehen. In Häusern, bei denen die Grundmauern noch stehen aber das Dach fehlt, bildet sich durch die häufigen und heftigen kurzen Niederschläge Schimmel. So sind diese auch 1 Monat nach dem Taifun leider unbewohnbar.

So konnten wir bisher mehr als 1500 Dächer an 250 Haushalte verteilen und haben viel Dankbarkeit dafür gesehen. Wenn wir in wenigen Tagen unter dem heimischen Weihnachtsbaum sitzen, werden wir uns mit Freude daran erinnern.

Morgen geht unsere Mission auf den Philippinen zu Ende, aber es ist gut zu wissen, dass im Januar weitere Hilfe von LandsAid hier in das zerstörte Paradies kommen wird, denn gerade bei Aufbau wird dringend Hilfe benötigt. Das Schöne ist, man kann es nicht oft genug sagen, dass diese so dankbar angenommen wird.

Herzliche Grüße aus Bogo

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