Mitte April ist er nun ein zweites Mal geflüchtet. Der Staat hatte über 3 Monate keinen Sold mehr bezahlt. Das Geld ging ihm aus. Gleichzeitig kamen die Verwaltungsstrukturen zum Erliegen, die Lage wurde zunehmend unkontrollierter. Die malischen Soldaten aus dem Süden machten keinen Unterschied mehr zwischen Tuareg-Rebellen und lokaler Tuareg-Bevölkerung. Der Grenzübertritt war problemlos. Auf der malischen Seite existiert keine Kontrolle mehr, und die Burkinabé nehmen ihre Nachbarn Gott sei Dank freundlich auf, obwohl sie selber nicht mit Wohlstand gesegnet sind.
Wie Illagala Ag Amin waren viele der hier versammelten Tuareg in Mali in das Staatswesen integriert – als Polizisten, Soldaten, Beamte. Der Tuareg-Aufstand hat sie über Nacht von gut situierten Bürgern zu Flüchtlingen gemacht. Sie sitzen hier auf dieser trockenen Erde, und warten darauf, dass sie vielleicht doch irgendwann zurückgehen können. „Das geht aber erst, wenn wir auf Dauer dort sicher sind. Nur dann lohnt es sich, wieder ganz von vorne anzufangen“ sagt Illagala Ag Amin. „Die europäischen Staaten sind hier gefragt. Sie müssen politischen Druck ausüben.“ Über das Handy bleiben sie hier im Lager in Kontakt mit den Daheimgebliebenen.


„Meine Verletzung macht mir zu schaffen. Aber schlimmer ist meine zweite Krankheit – die Armut!”Illagala Ag Amin - 2012 erneut aus Mali geflohen.
Die ganze Sache ist zum Glück doch recht schnell und dank einiger Einheimischer auch problemlos abgelaufen. Dabei wurde mal wieder deutlich wie hoch die Zahl der Analphabeten unter den Frauen ist, obwohl es nur um eine Unterschrift ging.
Am Abend haben wir an einem Treffen der UNHCR teilgenommen, wobei es weniger um wichtige Informationen für die weitere Projektplanung ging, sondern mehr um den High Comissionar for Refugees, welcher in den letzten Tagen die Flüchtlingslager im Norden besucht hat.
Ebenfalls am Donnerstag hat sich ganz unverhofft ein burkinischer Arzt bei uns gemeldet, mit dem wir nach einem kurzen Gespräch auch gleich einen Vertrag abschließen konnten. Er macht einen sehr kompetenten und sympathischen Eindruck.
Dieser Eindruck hat sich heute, an unserem ersten gemeinsamen Arbeitstag, auch bestätigt. Neben kleinen und großen Wunden an Kinderextremitäten, war über Malaria bis zur Mandelentzündung auch heute wieder alles dabei.
Wir sind gespannt wie sich die Arbeit im Camp entwickeln wird und freuen uns auf den Teamzuwachs am Sonntag =)
Zusammen mit dem neuen Arzt haben wir unseren Medikamentenbestand überarbeitet und sind sehr froh, die Freiheit zu haben, uns vor Ort neu auszurichten und so unsere Medikamente anzupassen. Beispielsweise sind viele Kinder noch zu klein um Tabletten schlucken zu können, für solche Fälle haben wir jetzt Säfte. Manchmal ist das Fieber auch so hoch, dass eine Infusion mit entsprechenden Medikamenten intravenös erforderlich ist, auch hierauf sind wir jetzt vorbereitet.
Ich bin gespannt, was der morgige Tag bringt.