WELLBLECH GEGEN DEN MONSUM – NEPAL

Einblick in das Tagebuch von Katja Mischke

Tagebucheinträge

2015 bebte die Erde länger als eine Minute im Nepal. Das Epizentrum lag nur 80 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Kathmandu. Katja Mischke war als Koordinatorin des zweiten Einsatzteams von Mai bis August vor Ort. Eine ihrer vielen Aufgaben war die Verteilung von Wellblech und Baumaterialien. Dank der Arbeit von ihrem Team und ihr konnten viele Schulen noch vor der Monsun-Zeit zu sicheren Rückzugsorten ausgebaut werden.
In diesem Tagebuch berichtet sie von ihren Erfahrungen. Ihre Kollegin Claudia Ehring lässt auch ein paar Gedanken einfließen.

In den Tagen nach unserer Ankunft in Gorkha haben wir uns mit den lokalen Gegebenheiten vertraut gemacht, unser „Büro“ für die nächsten Wochen eingerichtet und uns einen Überblick über den aktuellen Stand der Lage verschafft. Dazu haben wir einige der bereits angefahrenen Dörfer besucht und uns dabei selbst ein Bild der entstandenen Schäden gemacht.
Viele Häuser, die wir gesehen haben, sind komplett eingebrochen, andere so schwer beschädigt, dass akute Einsturzgefahr besteht und eine Rückkehr ihrer Bewohner und Bewohnerinnen unmöglich geworden ist. Die davon betroffenen Familien schlafen daher nun in Notunterkünften, sprich unter Planen und Zelten bis der mittel- und langfristige Wiederaufbau ihrer Häuser beginnen kann. Auch die Schulen wurden vorerst für die nächsten zwei Wochen geschlossen.
Trotz dieses Ausnahmezustandes versuchen die Menschen ihren gewöhnlichen Alltag wieder aufzunehmen und überall sind wir mit Freundlichkeit empfangen worden. In Gesprächen haben wir versucht mehr über die Situation der Menschen zu erfahren, um mit der Planung für die Verteilung der Decken, Kochutensilien und Hygiene-Sets fortzufahren.

Bevor wir allerdings mit den Verteilungen beginnen können, müssen auch noch einige administrative und organisatorische Dinge erledigt werden. Dazu zählt beispielsweise die Vorstellung beim zuständigen ‚Disaster Relief‘ Komitee, der lokalen Behörden in Gorkha und die Koordination mit den Vereinten Nationen.
In unserem Treffen mit einem der Komitee-Vorsitzenden wurde uns deren Dankbarkeit, in Gorkha-Distrikt zu arbeiten, ausgesprochen und erneut auf die Dringlichkeit der Verteilungen der Hilfsgüter vor Beginn der Monsunzeit verwiesen. Diese beginnt in ca. 4 Wochen und mit dem Regen wird der Zugang zu vielen entlegenen Bergdörfern immer schwieriger bzw. auf dem Landweg nahezu unmöglich. Wir erwarten also mit Spannung die Ankunft der bestellten Güter!
Um unsere Arbeit mit anderen Organisationen abzusprechen, haben wir bereits an mehreren Koordinationsmeetings teilgenommen und Kontakte sowohl zu lokalen als auch internationalen NGOs geknüpft.
Immer wieder werden wir auch von kleineren Nachbeben überrascht. Heute Morgen zum Beispiel auf dem Weg zum Bad! Auch wenn es nach einigen Sekunden schon wieder vorbei war, haben wir unser Frühstück lieber unter freiem Himmel eingenommen

Liebe Grüße aus Gorkha!

Nachdem die erste Verteilungsphase von Hilfsgütern für Notunterkünfte (Plastikplanen und Seile) in den zugänglichen Dörfern so gut wie abgeschlossen ist, ist nun die zweite Phase des Wiederaufbaus angelaufen.
Privathaushalte, Schulen und Gesundheitsposten müssen für die Regenzeit gerüstet werden und benötigen dafür Wellblechdächer und Baumaterial, sowie das entsprechende Werkzeug.
Um herauszufinden, wie LandsAid diesen Prozess am besten unterstützen kann, haben wir uns am Dienstag mit dem Leiter der lokalen Schulbehörde, Mr. Hary, getroffen. Er erzählt uns, dass von den insgesamt 500 Schulen, die es im Gorkha-Distrikt gibt (Grund- und weiterführende Schulen), 300 komplett zerstört sind.
Die Atmosphäre in dem kleinen Gebäude der Behörde ist entsprechend angespannt-beschäftigt. Kleine Gruppen sitzen vor Computern und sammeln Daten über beschädigte Klassenzimmer, es werden Baupläne gedruckt und Kostenkalkulationen erstellt.
Die Regierung hat beschlossen, sogenannte Temporary Learning Centers, also temporäre Lernzentren, zu errichten, damit der Schulbetrieb so schnell wie möglich – nämlich schon diesen Sonntag! (hier der erste Tag der Woche) – wieder anlaufen kann. Nachdem bereits ein Monat ohne Unterricht ins Land gezogen ist, ist die Rückkehr der Kinder in die Schulen ein großes Anliegen der Eltern. Während in Gorkha Stadt bereits einige Schulen wieder geöffnet haben, ist dies in den meisten Dörfern nicht der Fall.

Die lokalen Behörden setzen jedoch alles daran, das bis zum Sonntag 50 % der Schulen über temporäre Lernzentren verfügen und so packen nicht nur die Armee, sondern auch Eltern, sowie die Lehrer und Lehrerinnen selbst beim Bau der Klassenzimmer mit an. Spontan lädt uns ein engagierter ehemaliger Lehrer ein, am nächsten Tag, einige der bereits fertig gestellten Übergangsschulen zu besuchen.
Dieser Einladung folgen wir gerne und so brechen wir am nächsten Tag gemeinsam mit Mr. Hary und einem Bauingenieur in das von Gorkha Stadt südwestlich gelegene Namjung auf. Nach wenigen Kilometern verlassen wir die befestigte Straße und fahren über Schotterpisten an steil abfallenden Hängen entlang. Große Felsbrocken liegen am Straßenrand und häufig sehen wir kahle Stellen in den Bergen, wo ein Landrutsch die komplette Vegetation mit sich gerissen hat.
Bei unserem ersten Stopp an einer Schule ist das Hauptgebäude zwar noch erhalten, weist aber viele Risse an Innen- und Außenwänden auf. Das Gebäude wird fleißig inspiziert, jedoch sind die Sicherheitsbedenken zu groß, um den Unterricht wieder innerhalb des Gebäudes aufzunehmen, sodass eine Art Wellblechtunnel als vorübergehendes Klassenzimmer auf dem Pausenhof errichtet wurde.
Bei der zweiten Schule, die wir besichtigen, ist das Ausmaß der Zerstörung jedoch gewaltig. Die noch an den Angeln hängenden Fenster und Türen haben ihre Funktion verloren. Denn es gibt keine Wände mehr, die sie teilen könnten. So geben sie den Blick frei auf die dahinterliegenden sattgrünen, der Zerstörung trotzenden Berge und Anbauterrassen. Da ein zweites, auf Stahlträgern gebautes Gebäude das Beben zwar mit Schäden, aber einigermaßen intakt überstanden hat, wird dies als temporäres Lernzentrum für die nächsten zwei Jahre dienen.

Auch bei unserem dritten Stopp in Namjung selbst gibt es nicht mehr viel von der Schule zu sehen. Holztische und Bänke stehen einsam und verlassen in der Sonne, zerbrochene Reagenzgläser liegen auf dem Boden, aus den Trümmern gerettete Computer und Fernseher liegen am Rand. Das sich noch im Rohbaubefindende neue Schulgebäude hat das Erdbeben zwar unbeschadet überstanden, muss aber erst noch fertig gestellt werden bevor hier Unterricht stattfinden kann.
Vor den Trümmern halten die Lehrer (nur eine der Anwesenden ist weiblich, in den weiterführenden Schulen ist ein Großteil der Lehrkräfte noch immer männlich) eine Versammlung ab, um über die Situation in ihren jeweiligen Dörfern zu berichten.
Mr. Hary gibt Worte der Aufmunterung und versucht Hoffnung zu verbreiten, doch nicht nur der Arbeitsplatz vieler Lehrerinnen und Lehrer wurde zerstört, sondern auch deren eigene Häuser. Dennoch sehen wir, dass der Wiederaufbau mit voller Kraft voran gebracht wird und auch bei unserem letzten Besuch einer Schule wird fleißig gehämmert und genagelt. Alte Holzbalken und Wellblechdächer werden wiederverwendet, wo es geht. Der Willen und die Antriebskraft der Dorfgemeinschaften, ist deutlich spürbar und es ist das Engagement aller Beteiligten, die die schnellstmögliche Rückkehr der Mädchen und Jungs in ihre Schulen möglich macht.

So endet dieser Tag nicht nur mit steifen Gliedern, sondern auch mit gemischten Gefühlen: Auf der einen Seite steht die Einsicht, dass bevor alle Schulen wieder vollständig aufgebaut sind, wahrscheinlich noch Jahre vergehen werden.
Auf der anderen Seite stehen die Hoffnung und der Wille der Menschen, ihre Zukunft und die Zukunft ihrer Kinder wiederaufzubauen.
Da der LKW mit den bestellten Hygiene-Kits, Decken und Kochutensilien bereits Indien verlassen hat, erwarten wir dieser Tage seine Ankunft hier in Gorkha. Wir hoffen also, euch beim nächsten Mal schon mehr darüber erzählen zu können.

Liebe Grüße!

Nachdem wir in unserem letzten Eintrag vom Wiederaufbau der Schulen berichtet haben, ist die Planung, wie LandsAid diesen Prozess effektiv und wirkungsvoll unterstützen kann, in den letzten Tagen weiter vorangeschritten. Zu diesem Zweck hat Katja viele Stunden im sogenannten District Education Office verbracht, Kosten kalkuliert und gemeinsam mit der Behörde Schulen identifiziert, die bislang keinerlei Unterstützung erhalten haben. Insgesamt können mit den LandsAid zur Verfügung stehenden Mitteln 18 Schulen in drei Gebieten (Tanglichok, Makaising und Ghairung, siehe Karte) mit Wellblechdächern, Nägeln und entsprechendem Werkzeug versorgt werden.

Gemeinsam mit den Menschen vor Ort, sprich Lehrkräften, Eltern und anderen Freiwilligen, werden also in den kommenden Wochen temporäre Lernzentren errichtet, sodass hoffentlich bald um die 2000 Schülerinnen und Schülern in den Unterricht zurückkehren können.

Bis dahin ist allerdings noch ein ganzes Stückchen Weg zu gehen. Das Material muss bestellt und in die entsprechenden Gebiete transportiert werden, bevor es mit dem Bau losgehen kann. Da momentan jedoch Hilfsorganisationen und Privathaushalte gleichermaßen an Wellblechdächern interessiert sind, ist die Nachfrage extrem hoch und nur sehr schwer zu bedienen. Dementsprechend lang sind die Wartezeiten der Lieferanten, was aufgrund des nahenden Monsuns und den sich damit auch verschlechternden Straßenverhältnissen eine große Herausforderung darstellt. Wir hoffen jedoch, so schnell als möglich die benötigte Menge an Wellblechdächern beschaffen zu können, um die Materialien dann rasch an die Schulen weiter zu verteilen.
Auch der aus Indien kommende LKW mit den Hilfsgütern hat es aufgrund unerwarteter Probleme am Zoll noch nicht über die Grenze geschafft. Jedoch wissen wir nun sicher, dass die Hilfsgüter umgeladen worden sind und der neue LKW heute Richtung Gorkha aufbricht. Spätestens am Wochenende sollte Katja also die Lieferung im Lagerhaus des World Food Programms (WFP) entgegen nehmen können.

Gegen Ende der Woche gibt es außerdem eine kleine Teamumstellung: Während Claudia ihren vierwöchigen Einsatz beendet und zurück nach Deutschland fliegt, werden Aasma und Fawad von unsere pakistanischen Partnerorganisation einreisen, um Katja in den nächsten Wochen zu unterstützen. Außerdem kommt Vorstandsmitglied Gaby Brückmann für einen kurzen Projektbesuch nach Nepal, um weitere Kontakte zwischen LandsAid und lokalen und internationalen Partnerorganisationen herzustellen.
Wir senden euch liebe Grüße und wünschen allen ein schönes verlängertes Wochenende!

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Die langersehnten Wellbleche sind endlich angekommen. Sie wurden vom Baumaterialienfachhändler in Gorkha aus Indien beschafft, denn derzeit ist die Nachfrage nach Wellblechen in Nepal aufgrund des Erdbebens und dem damit verbundenen Wiederaufbau enorm. Alles und jeder braucht Wellbelche: private Haushalte ebenso wie öffentliche Gebäude.

Mein Weg führt mich zum District Education Office (Schulbehörde) in Gorkha. Da geh ich seit geraumer Zeit ein und aus. Doch nun kann ich endlich verkünden, dass die Wellbleche da sind. Ich schlage die Verteilung für den Folgetag – Freitag – vor. Die Schulbehörde informiert je einen Lehrer der 20 Schulen, welche von den Wellblechen profitieren sollen. 2000 LandsAid Aufkleber hab ich bereits am Mittwoch bestellt. Ein Aufkleber pro Wellblech zur Wiedererkennung, Diese müssen auf die 2000 Wellbleche geklebt werden. Auch wurde bereits in den vergangenen Tagen begonnen die 1000 kg Haken abzuwiegen: in Tüten zu je 5 kg. Mit WFP organisiere ich spontan Traktoren, die die Wellbleche an zentrale Schulen bringen sollen, von wo aus sie dann in die entlegeneren Schulen weitertransportiert werden sollen.

Der Verteilungstag. Die Lehrer kommen nach und nach am Verteilungsort, dem Lager des Baumaterialienhändlers, an. Der District Education Officer ist bereits da. WFP stellt 5 Traktoren entsprechende Traktoristen und Verladekräfte zur Verfügung. Das ist eine riesige Unterstützung. Die Wellbleche werden entsprechend der Verteil-Listen abgezählt, ebenso die Tüten Haken zugewiesen. Die Traktoren dürfen nicht überladen werden, denn die Straßen sind im Monsun nicht optimal. Diese sind entlang der Dörfer an den Berghängen oft schlammig und rutschig. Jeder Lehrer muss den Erhalt der Materialien für seine Schule unterzeichnen. 2 Wochen Zeit haben sie um die Dächer zu montieren, dann werde ich in die Schulen fahren und mir den Fortschritt anzuschauen und dokumentieren.

Ein langer Tag geht zu Ende, ich hab mir einen Sonnenbrand eingefangen und bin froh, dass die Schulen nun schlussendlich mit Baumaterial versorgt sind. Mehr als 2.000 Schüler in 20 Schulen des District Gorkha verstreut über 6 VDCs bekommen damit wieder während des Schulunterrichts ein Dach über den Kopf. Damit kann der Unterricht nach der jetzigen Monsun-Ferienzeit Anfang August weitergehen.

Viele Grüße aus Gorkha!

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