Hilfsprogramme und Helfende unter Druck

Ein Gespräch mit Adel Hashem, Geschäftsführer unserer Partnerorganisation Human Needs Development, über die Arbeit von humanitären Helferinnen und Helfern

 

Helfende leisten unersetzliche Arbeit

August 2025 – Viele Programme unserer lokalen Partner stehen derzeit unter Druck. Zum einen aufgrund der Kürzungen der staatlichen Mittel, zum anderen wegen einer häufig prekären Sicherheitslage. Unsere Partner berichten uns, dass einige Hilfsprojekte bereits eingestellt worden seien. Helfende mussten ihre Arbeit unterbrechen oder gar komplett abbrechen.

Humanitäre Helferinnen und Helfer leisten in vielen Ländern eine Arbeit, die unersetzlich ist für Menschen, die von Klimakatastrophen, Kriegen oder Hungersnöten betroffen sind. Tagtäglich riskieren sie unter schwierigsten Bedingungen ihr Leben, um anderen das Überleben zu ermöglichen.

Auch für uns sind mutige und engagierte Partnerteams vor Ort im Einsatz. Sie verteilen zum Beispiel dringend benötigte Nahrungsmittel in Gaza, im Jemen und in der Ukraine und leisten psychosoziale Unterstützung, etwa in Syrien und in der Ukraine. Ihr Einsatz zeigt: Humanitäre Hilfe bedeutet Mut, Menschlichkeit und unerschütterliche Solidarität.

Anlässlich des Welttages der humanitären Hilfe haben wir mit Adel Hashem gesprochen, Geschäftsführer unserer Partnerorganisation im Jemen, Human Needs Development. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, die ärmsten Menschen im Jemen zu unterstützen. Helferteams stellen ihnen die grundlegendsten Lebensnotwendigkeiten wie Nahrung, Wasser, Bildung und Medizin zur Verfügung. Sie unterstützen Menschen in Not, unabhängig von ihrer Herkunft. Seit 2017 unterstützen wir unseren Partner HND in der Umsetzung dieser wichtigen Maßnahmen.

Welche Auswirkungen der aktuellen Mittelkürzungen sind auf Projektebene zu spüren? 

„Die Folgen der Mittelkürzungen spüren wir in unseren Projekten vor Ort deutlich. Als Non-Profit-Organisation, die im Jemen arbeitet, sind wir vollständig auf die Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender angewiesen. Werden Mittel verschoben, gekürzt oder gestrichen, bedeutet das unweigerlich: Projekte müssen eingestellt werden.

Vor kurzem waren wir gezwungen, Maßnahmen in zentralen Bereichen wie Ernährungssicherheit zu beenden – schlicht aus Mangel an Finanzmitteln.

Diese Kürzungen haben nicht nur operative Rückschläge verursacht, sondern auch das Vertrauen der Bevölkerung schwer erschüttert. Wenn ein Projekt plötzlich endet, fragen uns die Menschen, warum. Unsere Antwort – fehlende Finanzierung – führt oft dazu, dass sie die Hoffnung verlieren.

Dieses Problem betrifft nicht nur uns, sondern nahezu alle internationalen und lokalen NGOs. Selbst das Welternährungsprogramm (WFP) musste die Bereitstellung von Lebensmittelpaketen für Millionen Menschen einstellen, die dringend darauf angewiesen waren.“

Wie sieht der berufliche Alltag als humanitärer Helfer aus?

„Als humanitärer Helfer oder humanitäre Helferin im Jemen zu arbeiten, ist eine große Ehre – und zugleich eine enorme Verantwortung.

Wenn wir entlegene Dörfer besuchen, sprechen wir mit Gemeindevorstehern, lokalen Behörden und vor allem mit den Menschen, die in Armut leben. Ihre Geschichten von Leid und Verlust begleiten uns weit über den Tag hinaus – sie lassen uns nicht los, wenn wir abends zurückkehren.

Besonders belastend ist der zunehmende Mangel an Finanzmitteln. Einige unserer Unterstützerinnen und Unterstützer haben ihre Hilfe aufgrund der jüngsten Feindseligkeiten im Roten Meer eingestellt. Seitdem arbeiten wir unermüdlich daran, Lösungen zu finden, um die Hilfe für die Menschen im Jemen aufrechtzuerhalten. Doch bisher konnten wir noch keine positiven Ergebnisse erzielen.“

Wie hat sich die Situation, beispielsweise seit der Aussetzung der US-Hilfe, verändert?

„Die aktuelle Situation zwingt Hilfsorganisationen dazu, mit weniger Mitteln und unter größerem emotionalem Druck noch länger zu arbeiten. Manchmal müssen wir Menschen in Not sagen: ‚Wir können nicht helfen‘ – weil die Unterstützung fehlt, um ein Projekt fortzuführen.

Kein humanitärer Helfer, keine humanitäre Helferin möchte jemals Menschen abweisen. Doch wenn Fördermittel gekürzt oder gestrichen werden, hat das dramatische Folgen: Die Krise verschärft sich, Tausende verlieren ihr Leben. Für die Betroffenen bedeutet das unermessliches Leid – und für uns Helfende eine enorme seelische Belastung.“

Wie schützt Du Dich und Dein Team in gefährlichen Gebieten?

„Sicherheit ist im Jemen ein zentrales Thema. Bevor wir ein Dorf besuchen, stimmen wir uns eng mit den lokalen Behörden und Gemeinden ab. Unsere Teams tragen sichtbar das Logo von HND oder die Logos von LandsAid und Aktion Deutschland Hilft, um deutlich zu machen: Wir sind hier, um zu helfen. Zusätzlich schulen wir alle Projektmitarbeitenden regelmäßig in grundlegenden Notfall- und Sicherheitsmaßnahmen.“

Was motiviert Dich, trotz aller Herausforderungen weiterzumachen?

„Was uns antreibt, ist zu sehen, wie sich das Leben der Menschen durch unsere Arbeit verbessert. Wenn ein Kind sauberes Wasser trinkt und nicht mehr krank wird. Wenn eine junge Frau ihren Nähkurs abschließt und ihr eigenes kleines Unternehmen gründet. Wenn eine Familie Lebensmittel erhält, nicht mehr hungern muss und sich endlich sicher fühlt.

Wir machen weiter, weil die Menschen, denen wir helfen, nicht aufgeben – und genau deshalb geben auch wir nicht auf.“

Was bedeutet Lokalisierung?

„Für uns bedeutet Lokalisierung, nationalen NGOs die nötige Unterstützung und Werkzeuge zu geben, damit sie künftige humanitäre Einsätze selbst leiten können. Wir sind Teil dieses Landes – wir leben hier, sprechen die Sprache und kennen die Kultur. Genau deshalb sind wir bestens aufgestellt, die humanitäre Hilfe im Jemen zu gestalten und voranzubringen.“

Warum ist humanitäre Hilfe heute wichtiger denn je?

„Humanitäre Hilfe ist heute wichtiger denn je. Der Jemen war schon vor dem Krieg eines der ärmsten Länder im Nahen Osten – doch die Krise ist heute schlimmer als je zuvor. Ein Grund dafür: Der Mangel an Finanzmitteln, da viele Spenderinnen und Spender ihre Aufmerksamkeit anderen Krisen zuwenden. Dabei ist die Not im Jemen dramatisch: 21 Millionen Menschen brauchen dringend Hilfe zum Überleben, drei Millionen Kinder gehen nicht zur Schule, rund vier Millionen Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Darum gilt mehr denn je: Ihre Unterstützung ist entscheidend.“

Was sind Dine größten Hoffnungen und was ist Deine Botschaft an die Welt und ihre Entscheidungsträger?

„Unsere größte Hoffnung ist es, alle Konfliktparteien an den Verhandlungstisch zu bringen. Gerade jetzt ist das entscheidend. Frieden darf kein ferner Traum bleiben – denn die Menschen im Jemen verlieren zunehmend die Hoffnung.

Meine Botschaft an die Welt und an die Entscheidungsträger lautet: Bitte schauen Sie nicht weg. Jetzt ist nicht die Zeit, uns im Stich zu lassen oder Finanzhilfen zu kürzen. Jetzt ist die Zeit, das jemenitische Volk stärker denn je zu unterstützen.

Ihre Stimme, Ihre Unterstützung und Ihre Solidarität machen für die Menschen im Jemen den entscheidenden Unterschied. Unser Volk ist hoffnungsvoll und stark – doch es braucht Ressourcen und Rückhalt, um für sich und seine Kinder eine bessere Zukunft aufzubauen.

Darum mein eindringlicher Appell: Bitte schauen Sie nicht weg. Kürzen Sie keine Hilfen. Helfen Sie mit, dass Hoffnung bleibt.“

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Unser Ausgaben und Einnahmen werden regelmäßig vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) überprüft. Es bescheinigt uns seit 2009 regelmäßig eine ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder, weshalb wir zum Tragen des entsprechenden Siegels berechtigt sind.

Der 19. August ist Welttag der humanitären Hilfe – ein Aktionstag, der 2008 durch die UNO proklamiert wurde und seitdem jährlich stattfindet.

Als humanitäre Hilfe bezeichnet man die materielle und logistische Bereitstellung und Verteilung von Hilfsmitteln zum Schutz von Menschen in einer humanitären Notlage. Der Bedarf daran wächst stetig.

Im Jahr 2024 waren nach UN‑Angaben weltweit rund 300 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen – das entspricht etwa einem von 27 Menschen weltweit. Das ist ein leichter Rückgang im Vergleich zu 2023, damals waren es über 339 Millionen Menschen.

Trotz dieses Rückgangs bedeutet das nicht, dass sich die Lage verbessert hätte. Vielmehr resultiert die Verringerung aus stärkerer Priorisierung der dringendsten Fälle bei gleichzeitig eingeschränkten Mitteln. Es handelt sich also um kein echtes Absinken der Not, sondern um eine Refokussierung der Hilfeleistung.

Stets sind es die Kinder, die in Kriegen, Krisen- und Konfliktsituationen oder bei Naturkatastrophen besonders unter Gewalt, Hunger oder Krankheiten leiden müssen. Der Gedenktag gilt all den Familien, die auf Nothilfe und Schutz angewiesen sind.

Gleichzeitig werden die Bedingungen für Helferinnen und Helfer immer schwieriger. Die engagierten Einsatzkräfte setzten oftmals ihr Leben aufs Spiel, um Menschen in kriegs- und krisengebeutelten Regionen auf der ganzen Welt zu helfen.

Der Fokus der Nothilfe liegt darin, unter Wahrung von Neutralität und Unparteilichkeit, Leben zu retten und Leid zu mindern. Dafür kämpfen diese Menschen. Der Welttag der Humanitären Hilfe soll ihren großen Einsatz und ihren Mut würdigen.

Auch für uns, als humanitäre Organisation LandsAid, sind solche bewundernswerten Leute im Einsatz. Aktuell sind es die Helferteams unserer lokalen Partner, die dringend benötigte Nahrungsmittel an besonders bedürftige Menschen, etwa in Gaza, in der Ukraine und im Jemen verteilen, die psychosoziale Maßnahmen in der Ukraine und in Syrien umsetzen. Wir denken an sie und danken ihnen.

  •  Trotz leicht sinkender Zahlen bleibt der Bedarf an humanitärer Hilfe auf einem historisch hohen Niveau.
  • Freie Spenden werden mehr denn je gebraucht – um dort zu helfen, wo Hilfe geplant sein sollte, aber Mittel fehlen.
  • Kürzungen und Priorisierungen gefährden die Versorgung in Krisenregionen wie Gaza, Jemen oder Syrien, besonders für vulnerable Gruppen.

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2025-08-20T09:29:18+00:00
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