Kürzungen mit fatalen  Folgen

Humanitäre Hilfe in der Krise: Müssen Prinzipien geopfert werden? 

Es geht an das Fundament humanitärer Werte

Juli 2025 – Die humanitäre Hilfe scheint an einem Wendepunkt zu stehen. Was wir derzeit erleben, ist mehr als eine haushaltspolitische Entscheidung – es ist ein Angriff auf das Fundament unserer gemeinsamen humanitären Werte. Nach dem vollständigen Rückzug der USAID aus zentralen Bereichen der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe plant nun auch die deutsche Bundesregierung massive Kürzungen – rund 53 Prozent weniger Mittel für humanitäre Hilfe im Vergleich zum Vorjahr stehen im Raum, was einer Minderung von 1,04 Milliarden Euro entspricht Das hätte nicht nur finanzielle Konsequenzen, sondern vor allem eine massive Verschlechterung der humanitären Versorgung zur Folge.

Die Kürzungen erfolgen in einer Zeit, in der die humanitäre Not weiter steigt. Laut Angabe des Bündnisses Aktion Deutschland Hilft, deren Mitgliedsorganisation wir sind, sind 2025 schätzungsweise 305 Millionen Menschen weltweit auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass davon in diesem Jahr nur 190 Millionen Menschen auch Hilfe erhalten. Aktuelle politische Entscheidungen, internationale Fördergelder weiter zu kürzen, lassen befürchten: In der Realität wird die Zahl der erreichten Menschen noch niedriger ausfallen.

Die aktuellen Pläne und Beschlüsse sind mehr als Sparvorschläge – es sind Entscheidungen mit fatalen Folgen für Menschen in existenzieller Not: Für Kinder in Gaza. Für Familien im Jemen. Für Frauen in Simbabwe. Für Geflüchtete weltweit.

Humanitäre Hilfe ist kein „nice to have“. Sie ist ein humanitäres Mindestmaß. Sie rettet Leben, schafft Stabilität und ermöglicht Perspektiven. Wenn jetzt massiv gekürzt wird, betrifft das nicht nur Hilfsprojekte – es bedeutet den Verlust konkreter Hilfe, genau dort, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Deutschland galt weltweit als Garant und Fürsprecher einer gesicherten Unterstützung und Finanzierung der humanitären Hilfe. Fatal ist es, dass sich andere Geberländer daran orientieren könnten, und das Gesamtbudget an Geldern weiter sinkt.

Statt sich am universellen humanitären Prinzip – Hilfe für die Schwächsten, unabhängig von Herkunft, Geschlecht oder politischer Zugehörigkeit – zu orientieren, wird das Kürzen der Hilfsgelder von der Politik symbolisch als „Wir werden sparen“, also im Haushalt, platziert. In Zeiten von massiver Verschuldung, sehen wir hier eine verheerende, folgenreiche Prioritätensetzung.

Als zweitgrößter Geber humanitärer Hilfe weltweit hat Deutschland bislang eine zentrale Rolle gespielt. Wenn es nun zu den massiven Kürzungen kommt, werden auch der Einfluss und die Glaubwürdigkeit in der internationalen Zusammenarbeit leiden. Tendenziös sehen und erleben wir, dass die humanitäre Hilfe zunehmend von bestimmten Gruppen in Frage gestellt wird. Das Bedienen und Wiederholen von Narrativen, etwa die Debatte über „Warum müssen wir dort helfen?“ oder „Müssen wir dort überhaupt helfen?“ ist immer häufiger wahrzunehmen. Hier müssen wir als Hilfsorganisation dagegenhalten, indem wir laut die für uns richtige Frage stellen: „Wie können wir helfen?“.

Wir als Hilfsorganisation stehen nicht primär für politische Stellungnahmen, sondern treten ein für das internationale Recht auf Hilfe für Menschen in Not. Ja, auch wir müssen uns immer wieder hinterfragen, ob wir „zu leise“ sind. Es ist ein Spagat, Missstände wie die angestrebte Kürzung der Mittel anzuprangern, dabei aber nicht für eine Seite der Politik Partei zu ergreifen. Es ist neu für uns. Die Branche scheint gespalten zu sein, jedoch ist es auch eine Gelegenheit, sich so zu positionieren – und zwar so, dass sich der Fokus auf das „Wofür stehen WIR“ legt.

Wir stehen vor der entscheidenden Frage: Wettbewerb oder Zusammenarbeit? Nur durch eine geeinte, entschlossene Gegenposition können wir die Narrative zurückerobern und sichtbar machen, worum es hier wirklich geht: Würde. Leben. Solidarität.

Nächstes Jahr wird LandsAid 20 Jahre alt – und wir haben schon sehr viele Wellen der humanitären Hilfe gesehen. Das, was wir jetzt erleben, ist eine tiefere Krise, die unserem humanitären Auftrag widerspricht.

Diese Krise ist systemischer und gefährlicher, als sie auf den ersten Blick erscheint. Es geht nicht nur um Geld. Es geht um unser Selbstverständnis als Gesellschaft. Um die Frage: Überlassen wir die Welt den Lauten, den Starken – oder verteidigen wir das Recht der Schwächsten?

Unsere Hilfsprojekte stehen allgemein unter Druck. Zum einen sorgen wir uns um unsere langfristigen Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit, die stark von staatlicher Förderung durch das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) abhängig sind. Aber wir sind auch besorgt um unsere lokalen Partner. Sie berichten von abgebrochenen Projekten und ausbleibenden Maßnahmen bei wesentlichen größeren existenziellen humanitären Bedarfen. Wir müssten sehr viel mehr an Spenden einwerben, um diesem Bedarf gerecht zu werden und diese Lücke schließen zu können. Die Konsequenz ist klar: Freie Spenden werden immer wichtiger. Nur mit ihnen können wir flexibel reagieren – dort helfen, wo Hilfe jetzt gebraucht wird.

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Im vergangenen Jahr waren laut UN-Angaben weltweit mehr als 339 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Stets sind es die Kinder, die in Kriegen, Krisen- und Konfliktsituationen oder bei Naturkatastrophen besonders unter Gewalt, Hunger oder Krankheiten leiden müssen. Helfen Sie den Menschen in Not – gemeinsam mit uns!

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2025-07-16T09:08:47+00:00
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