Klimaresilienz schaffen – Ernährung sichern

LandsAid-Mitarbeiterin Raquel Nerger erzählt von ihrem Besuch in der Projektregion Chimanimani in Simbabwe

Resilienz der Bevölkerung stärken

November 2024 – In Baku tagt gerade die 29. UN-Klimakonferenz. Mahnungen zur Verstärkung der Klimaschutzanstrengungen werden über die Medien an die Weltgemeinschaft herangetragen. Derweil leiden viele Gemeinschaften bereits stark unter den Folgen der Klimakrise. Durch längere Trockenperioden oder heftige Überschwemmungen fallen Ernten häufiger aus und die Ernährungsgrundlage vieler Menschen geht verloren.

Wüstenbildung, Wirbelstürme und Dürre – Länder in Afrika sind von den Folgen des Klimawandels weit mehr betroffen als die Industrienationen. Auch in vielen Regionen von Simbabwe werden weitaus weniger Niederschläge als üblich verzeichnet. El Nino hat zudem für große Trockenheit und Dürre gesorgt. Lokale Landwirte können Medienberichten zufolge nur etwas mehr als die Hälfte ihrer geplanten Ernten einfahren.

Die Resilienz der Bevölkerung in ländlichen Regionen von Simbabwe gegenüber den Folgen des Klimawandels zu erhöhen und langfristig die Ernährungssituation zu verbessern: Darauf zielt unser aktuelles Projekt ab. Wir unterstützen unseren lokalen Projektpartner TSURO Trust seit Anfang November 2023 bei der Umsetzung agrarökologischer Praktiken sowie in verschiedenen Maßnahmen zur Verbesserung der Ernährung. Sie richten sich an ländliche Gemeinden und Familien in acht Bezirken in Chimanimani (östliches Hochland von Simbabwe). Infolge des Klimawandels können dort deutlich weniger Lebensmittel produziert werden. Viele Menschen sind chronisch unterernährt. Besonders Frauen und Kinder sind betroffen.

Im Oktober besuchte unsere Projektmanagerin Raquel Nerger das TSURO-Team sowie die teilnehmenden Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in der Projektregion. Sie hat sich die verschiedenen Projektstationen angeschaut und berichtet von den Aktivitäten vor Ort. Das Projekt stützt sich auf unterschiedliche Säulen:

Ein wichtiges Ziel zur Ernährungssicherung ist die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion. Anbaumethoden sollten daher langfristig an die Folgen des Klimawandels angepasst werden. „Das versuchen wir durch unterschiedliche Aktivitäten zu erreichen“, sagt Raquel. „Die am Projekt Teilnehmenden sind in Gruppen organisiert, um gemeinschaftlich die jeweilige Aktivität anzugehen“, erzählt sie.

Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion soll zum einen durch die Einrichtung spezieller Kompetenz- und Schulungszentren erfolgen. „Hier werden agrarökologische Anbaumethoden demonstriert und so weitergegeben, dass möglichst viele Mitglieder der Community erreicht werden“, erklärt Raquel. Die Zentren würden derzeit mithilfe von sogenannten ‚Lead-Farmern‘ nach und nach etabliert. Die Schulungen beginnen in großem Maßstab im nächsten Jahr, wenn alle Kompetenzzentren eingerichtet sind.

Zum anderen legen die teilnehmenden Gruppen Gemeinschaftsgärten an und bewirtschaften diese. Jedes Mitglied verfügt über eine bestimmte Menge an Beeten und baut dort für den Eigenbedarf an: Kohlsorten, Blattgemüse, Kürbis, Tomaten, Mais. Später kommen noch Obstbäume hinzu. Die Ernten sind für den familiären Eigengebrauch vorgesehen. Ein eventuell erwirtschafteter Überschuss soll verkauft werden.

„Besonders beeindruckt war ich von der Gruppe ‚Chitsokoti‘“, erzählt Raquel. „Die Mitglieder hatten bereits vor Projektstart ihren Garten. Aber weil es keinen Zaun gab, stellte sich auch kein Erfolg ein: Die Pflanzen wurden von Ziegen und Kühen weggefressen.“ Die Mitglieder der Gruppe wandten sich an TSURO und wurden als Projektteilnehmende ausgewählt. „In Rekordzeit haben sie daraufhin das Land bestellt und bepflanzt“, sagt Raquel. Dafür hätten sie zuvor entsprechende Gartengeräte bekommen.

LandsAid unterstützt zudem den Kauf von fünf Wassertanks sowie den Bau einer Wasserstauung im Fluss, inklusive einer Ableitungsmöglichkeit des Wassers. „Durch den verheerenden Zyklon Idai im Jahr 2019 haben sich manche Flussläufe geändert“, erklärt Raquel. „Daher mussten Zuflüsse bzw. Leitungen zu den Anbauflächen gelegt werden, was die Projektarbeit erschwert hat.“

Um auch eine ausgewogene Ernährung zu erreichen, unterstützt das Projekt sogenannte „Health Clubs“, die es in der Region bereits im Vorfeld gab. Geplant ist es, zusätzliche Aktivitäten wie Kochdemonstrationen sowie Ernährungsfeste und -trainings zu organisieren. Dabei soll gezeigt werden: Wie lassen sich die geernteten Erzeugnisse verarbeiten? Wie können sie lecker zubereitet werden?

Eine gute Ernährung kann aber nur dann zu einer Verbesserung der Gesundheit beitragen, wenn Hygienemaßnahmen umgesetzt werden und eine Versorgung mit sauberem Wasser und einer sicheren Sanitärversorgung besteht. Nur dann kann auch Infekten und Erkrankungen, etwa Durchfall, vorgebeugt werden. „Wenn die Menschen, insbesondere die Kinder, häufig Magen-Darm-Infekte haben, kann sich ihr Ernährungsstatus nicht verbessern“, betont Raquel.

Um hier eine Verbesserung zu erwirken, sollen vier Wasserstellen gebohrt und Wasserkioske errichtet werden. „Die Planungen für die Bohrungen haben bereits begonnen“, sagt Raquel. Die Health Clubs sollen mithilfe von Wettbewerben die Umsetzung von Hygienemaßnahmen und die Einrichtung einer sicherer Sanitärversorgung fördern.

Zusätzlich sollen einkommensschaffende Maßnahmen gefördert werden. Dafür wird die Weiterverarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte unterstützt – mit dem Ziel, einen höheren Marktwert zu erhalten. An die verschiedenen Gruppen werden landwirtschaftliche Maschinen und Geräte wie Drescher, Ölpressmaschinen und Solartrockner gegen eine Eigenleistung von zehn Prozent verteilt. Mithilfe eines Solartrockners z.B. kann pro Tag ein Gewinn von 4 US Dollar mit Trockengemüse erzielt werden.

Die Vernetzung von Produzenten mit Käufern wird durch gemeinsame Treffen unterstützt. Darüber hinaus werden Handelsplattformen und Schulungen bereitgestellt.

Auch das Anlegen von Fischteichen ist eine einkommensschaffende Maßnahme, die zudem die Verfügbarkeit von eiweißreichen Lebensmitteln verbessert. Im Schnitt werden 1.300 Jungtiere in den Teich eingesetzt und im Anschluss kontinuierlich gefüttert. „Nach sechs Monaten wird alles abgeerntet“, berichtet Raquel. „Das verbleibende Wasser ist dann sehr nährstoffreich und wird über die Felder abgelassen. 3,50 bis vier US Dollar bekommen die Gruppenmitglieder pro Kilo – die Nachfrage ist groß.“

Die einzelnen Gruppen haben eigene Spargruppen gegründet, um Kapital zurückstellen zu können – etwa für Wartungsarbeiten der Maschinen oder um ihren Mitgliedern Kleinkredite gewähren zu können.

Geplant sind spezielle Kampagnen, um die Gemeinschaft für den Klimawandel zu sensibilisieren. Sie sollen zu einem verbesserten Bewusstsein zum Klimawandel beitragen sowie Maßnahmen zu Umwelt- und Naturressourcenschutz umsetzen. Bisher haben Jugendgruppen auf eigene Initiative bauliche Maßnahmen gegen Erosion getätigt und teilen bereits ihr Wissen mit ihrer Community.

Das Projekt wird unterstützt durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sowie durch Aktion Deutschland Hilft (ADH).

Zugehörige Beiträge

Ihre Spende kommt an

Unser Ausgaben und Einnahmen werden regelmäßig vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) überprüft. Es bescheinigt uns seit 2009 regelmäßig eine ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder, weshalb wir zum Tragen des entsprechenden Siegels berechtigt sind.

Helfen auch Sie uns dabei, die vom Klimawandel und großer Trockenheit betroffenen Kleinbäuerinnen und Kleinbauern im Projektgebiet Chimanimani in Simbabwe zu unterstützen und ihre Ernährungssituation nachhaltig zu verbessern. Vielen Dank!

Aufgrund begrenzter Regenfälle, die auf den Klimawandel und dadurch bedingte Schwankungen zurückzuführen sind, schrumpfte die landwirtschaftliche Produktion in weiten Teilen Simbabwes deutlich.

Ein sich änderndes Klima und die daraus resultierenden Extremwetterereignisse stellen eine direkte Bedrohung für die öffentlichen Infrastrukturen im Projektgebiet Chimanimani dar. Der Klimawandel bewirkt eine starke Verringerung der Wassermengen in Flüssen, die Verschlammung von Flüssen und Dämmen, reduziert unterirdische Wasserquellen (unzureichende Wasserversorgung für Menschen und Tiere), häufigeres Auftreten von Wirbelstürmen und Hitzewellen, Zerstörung von Weideflächen und nicht zuletzt Konflikte in den Gemeinden. 66 Prozent der Haushalte im Jahr 2022 waren von Dürre betroffen. Es herrscht eine große Ernährungsunsicherheit.

 

Schön, dass Sie helfen wollen!

Spenden Sie jetzt

Bank
IBAN
BIC

Sparkasse Landsberg-Dießen
DE66 7005 2060 0000 014001
BYLADEM1LLD

Mit einer Fördermitgliedschaft unterstützen Sie uns nachhaltig und ermöglichen uns eine längerfristige und vernünftige Projektplanung.

Aus Kostengründen versenden wir Zuwendungsbestätigungen für Beträge über € 300,– automatisch am Anfang des Folgejahres (bitte geben Sie dafür unbedingt eine vollständige Adresse im Verwendungszweck an). Für Beträge unter € 300,– genügt beim Finanzamt die Vorlage des Kontoauszuges.

Falls Sie dennoch sofort eine Zuwendungsbestätigung wünschen, geben Sie uns bitte Bescheid, damit wir diese zuschicken können.

Unsere Partner

2024-11-20T09:33:31+00:00
Nach oben