Afafs Weg zu einem neuen Leben

Ein Erfahrungsbericht aus unserem Projekt zur psychologischen und wirtschaftlichen Stärkung von Frauen und Mädchen in Idlib, Syrien

Eine beeindruckend starke Frau

Juni 2025 – Im Nordwesten Syriens, nahe der türkischen Grenze, liegt die Kleinstadt Kafr Takharim – mitten in der Provinz Idlib. Dort lebt Afaf, eine beeindruckend starke Frau, die sich allen Widrigkeiten zum Trotz behauptet. Sie ist Ehefrau und Mutter von fünf Kindern. Ihre Familie steht jedoch vor großen gesundheitlichen und finanziellen Herausforderungen.

Afaf trägt mehr, als ein einzelner Mensch eigentlich tragen kann. Ihr ältester Sohn ist schwer vom Krieg gezeichnet – seine Beine und ein Arm wurden stark verletzt. Ihr Ehemann, einst das Rückgrat der Familie, leidet nach einem Luftangriff unter massiven Seh- und Hörstörungen sowie einem Bandscheibenvorfall. Er kann nicht mehr arbeiten. Afaf lebt mit ihren Kindern in der Familie ihres Mannes – unter beengten Verhältnissen, ohne gesichertes Einkommen. Doch statt zu klagen, kämpft sie. Für ihre Kinder. Für ihren Mann. Für ihre kranke Schwägerin, die sie zusätzlich pflegt.

Trotz all dieser Entbehrungen hat Afaf nie aufgegeben. Von einem Nachbarn hat sie von den Aktivitäten unserer lokalen Partnerorganisation Amal erfahren. Das Amal-Team bietet mit unserer Unterstützung in einem eigens dafür eingerichteten Zentrum traumatisierten Menschen, vor allem Frauen und Mädchen, psychologische Unterstützung. Gleichzeitig organisiert die Organisation Workshops, die Menschen wichtige Lebenskompetenzen vermitteln und ihnen helfen, ihren Alltag selbstbestimmt zu meistern.

 

Afaf hat an diesen Veranstaltungen teilgenommen. Die Sitzungen gaben ihr Trost und halfen ihr, emotional zur Ruhe zu kommen. Dort stieß sie auch auf das vom Amal-Team angebotene Schulungsprogramm für die Führung von Kleinunternehmen.

Afaf griff auf ihre frühere Berufserfahrung zurück – sie wusste, wie man Süßigkeiten herstellt. Mit diesem Wissen im Gepäck bewarb sie sich mutig für ein Förderprogramm für Kleinunternehmen. Ihr Antrag überzeugte – und sie erhielt die nötige Unterstützung, um ihr eigenes kleines Heimprojekt auf die Beine zu stellen. Von den ersten Fördermitteln schaffte sie sich eine Grundausstattung an: einen Herd, einen Kühlschrank sowie wichtige Zutaten wie Mehl und Backutensilien. Schritt für Schritt baute sie sich so ihre eigene Existenz auf – und begann, wieder selbstbestimmt für ihre Familie zu sorgen.

Anfangs konnte Afaf nicht ahnen, wie erfolgreich sie werden würde. Sie teilte Fotos ihrer Süßigkeiten über Messaging-Gruppen mit Familie und Freunden. „Die Reaktionen waren überwältigend positiv“, berichtet sie. Ihre selbst produzierten Leckereien sprachen sich herum. Die Nachfrage ließ nicht lange auf sich warten – die Bestellungen häuften sich binnen kurzer Zeit. Afads kleines Unternehmen begann schnell zu wachsen. Begeistert erzählt sie: „Dass ich meinen Kindern zum Zuckerfest Süßigkeiten schenken kann, die ich selbst gemacht habe – das hätte ich mir nie träumen lassen.“

Afafs Bemühungen verbesserten nicht nur ihre eigene Situation – sie ermutigte auch andere Frauen in ihrer Gemeinde. Afaf teilte ihre Erfahrungen und ihr erlerntes Wissen mit ihren Nachbarinnen und Freundinnen – vor allem mit denen, die sich in einer ähnlichen Situation befanden. Sie erzählte ihre Geschichte, inspirierte die anderen mit ihrem Erfolg und ermutigte sie, ihr eigenes Potenzial zu entdecken und ihre Träume zu verfolgen. Sie gab ihnen Ratschläge und Anleitungen, wie sie ihr eigenes kleines Unternehmen gründen und ihre Zeit effizient nutzen können. Stets betonte sie dabei, dass „Willenskraft der Schlüssel ist“ und forderte die anderen Frauen auf, trotz aller Schwierigkeiten nicht aufzugeben.

Heute träumt Afaf davon, eine große Bäckerei zu besitzen, in der sie ihre Süßigkeiten verkaufen und ihr Geschäft zu einer stabilen Einkommensquelle für sich und ihre Familie ausbauen kann. Wenn alles so weitergeht, kann sie sich diesen Traum bald erfüllen. Ein Mitarbeiter unserer syrischen Partnerorganisation Amal meint: „Afaf ist ein Beispiel dafür, dass Entschlossenheit, Optimismus sowie harte Arbeit Leiden in Erfolg und Träume in Realität verwandeln können.“

Unsere Maßnahmen sollen insgesamt mehr als 4.200 immer noch vom Erdbeben betroffene Menschen in Kafr Takharim erreichen. Der Fokus liegt dabei auf Frauen und Mädchen. Das Projekt wird unterstützt durch Aktion Deutschland Hilft.

 

Ihre Spende kommt an

Unser Ausgaben und Einnahmen werden regelmäßig vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) überprüft. Es bescheinigt uns seit 2009 regelmäßig eine ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder, weshalb wir zum Tragen des entsprechenden Siegels berechtigt sind.

Aktuell unterstützen wir in Syrien  traumatisierte und wirtschaftlich geschwächte Menschen, besonders Frauen und Mädchen, im Nordwesten Syriens. Helfen Sie uns gern dabei – die Geschichte von Afaf zeigt, wie wichtig jede Unterstützung ist und was erreicht werden kann. Vielen Dank!

Mehr als zwei Jahre nach den verheerenden Erdbeben in der Türkei und in Syrien sitzen bei den Menschen die Wunden immer noch tief. Gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation Amal setzen wir verschiedene Maßnahmen im psychosozialen Bereich sowie zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation um.

Immer noch leben im vom Erdbeben betroffenen Nordwesten Syriens mehr als 40.000 Menschen als Vertriebene im eigenen Land in Aufnahmezentren, Flüchtlingslagern oder informellen Einrichtungen. Die wirtschaftlichen, aber auch psychosozialen Auswirkungen der verheerenden Katastrophe sowie der damit verbundenen Verluste sind enorm. Traumata, Angst und Depressionen gekoppelt mit sozialer Not, Armut und dem Gefühl von Ungleichheit führen zu einem verheerenden Teufelskreis.

Besonders Frauen und heranwachsende Mädchen haben Probleme, ihren Lebensunterhalt zu sichern. In ihren Bemühungen um einen Arbeitsplatz sind sie zudem oftmals sexueller Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt. Wir möchten dabei helfen (Link anderer Artikel), diesen Missständen entgegenzuwirken.

Amal Organization

Die Organisation Amal ist im Nordwesten Syriens bekannt. Sie zeichnet sich als eine der führenden Organisationen aus, die kontinuierlich Schutzdienste für gefährdete Bevölkerungsgruppen und Gemeinschaften bereitstellt. Die Schutzzentren von Amal dienen in Notfällen als wichtige Anlaufstellen und bieten sofortige psychologische Erste Hilfe-Dienste an. Der Bedarf an Diensten zur Unterstützung von Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt ist nach wie vor extrem hoch, insbesondere nach dem Erdbeben von 2023. Das hat mehrere Gründe: Erstens hat das Erdbeben bestehende Schwachstellen und Ungleichheiten verschärft, sodass Frauen und Mädchen aufgrund der Zerstörung sicherer Räume und des Zusammenbruchs sozialer Unterstützungsnetze einem erhöhten Risiko von Gewalt gegen Frauen ausgesetzt sind. Zweitens hat die Katastrophe die ohnehin schon begrenzten Ressourcen und Kapazitäten lokaler und internationaler Organisationen, die im Bereich GBV tätig sind, weiter belastet, sodass zusätzliche Finanzmittel für die Aufrechterhaltung und Ausweitung dieser lebensrettenden Dienste unerlässlich sind. Schließlich unterstützen Investitionen in Maßnahmen zur Unterstützung von Opfern geschlechtsspezifischer Gewalt die allgemeinen Wiederaufbau- und Wiederherstellungsbemühungen. Sie stellen sicher, dass die Bedürfnisse und Rechte aller Menschen, insbesondere der am stärksten gefährdeten, berücksichtigt werden, um eine integrativere und widerstandsfähigere Gesellschaft nach der Krise zu fördern.

Beiträge aus der Erdbebenregion

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2025-06-04T13:05:45+00:00
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