Am 6. Februar 2023 ereigneten sich im Südosten der Türkei und im Nordwesten Syriens verheerende Erdbeben. Mehr als 50.000 Menschen starben insgesamt auf türkischer und auf syrischer Seite. Mehr als 8.500 Menschen verloren in Nordwestsyrien ihr Leben, über 12.000 Menschen wurden verletzt.
Nach zwölf Jahren Konflikt ist Syrien mit einer anhaltenden Verschlechterung der humanitären Lage konfrontiert. Das Land hat die größte Zahl von Binnenvertriebenen weltweit und die höchste Zahl von Bedürftigen seit Beginn der Krise. Im Jahr 2024 benötigten rund 16,7 Millionen Menschen in Syrien humanitäre Hilfe. Unter den Bedürftigen sind 5,5 Millionen Vertriebene, von denen wiederum über zwei Millionen in Notunterkünften leben.
Nach vielen Jahren Feindseligkeiten und einer anhaltenden Wirtschaftskrise verschlechterte sich die Lage der Menschen in Syrien einmal mehr, als Nordsyrien und die Türkei Anfang Februar 2023 von einer Reihe von Erdbeben erschüttert wurden. Die Erdbeben entwurzelten Hunderttausende von Familien und beschädigten die durch den Konflikt bereits geschwächte Infrastruktur schwer. Viele Familien verloren ihren Haupternährer durch Tod oder Verletzung – und das in einer Zeit, in der die wirtschaftliche Lage ohnehin schon sehr schlecht war.
Gravierende Folgen der Februar-Erdbeben, die zum Teil bis heute andauern: unter anderem mehrfache und wiederkehrende Krankheitsausbrüche, da solche Naturkatastrophen stets Potenzial für „neue“ Krankheitserreger mit sich bringen. Auch haben die Beben eine weitere Verschlechterung sozioökonomischer Bedingungen, eine unterbrochene Grundversorgung, Ernährungsunsicherheit bzw. Unterernährung und nicht zuletzt psychosoziale Auswirkungen sowie soziale Unruhen mit sich gebracht. Der Zugang zu medizinischer Versorgung ist stark eingeschränkt. Die Unterernährungsraten steigen an und es treten vermehrt Fälle von schwerer akuter Unterernährung mit medizinischen Komplikationen.
Auch wenn die aktuellen politischen Entwicklungen in Syrien Anlass zu Hoffnung geben, bleibt die humanitäre Lage im Land katastrophal. 90 Prozent der syrischen Bevölkerung leben Medienberichten zufolge unterhalb der Armutsgrenze. Mit den Kämpfen im Vorfeld von Assads Umsturz hat sich die Lage nach Einschätzung des Auswärtigen Amtes für viele Menschen im Land weiter verschlechtert. Aktuell gibt es insgesamt etwa eine Million Binnenvertriebene in Syrien, darunter 155.000 Menschen, meist Frauen und Kinder, die ein weiteres Mal ihr Zuhause verloren haben.
Amal for Relief and Development
Die Organisation Amal ist im Nordwesten Syriens eine der führenden Organisationen, die kontinuierlich Schutzdienste für gefährdete Bevölkerungsgruppen und Gemeinschaften bereitstellt. Die Schutzzentren von Amal dienen in Notfällen als Anlaufstellen und bieten sofortige Unterstützung an. Das ist äußerst wichtig, denn das Erdbeben hat bestehende Schwachstellen und Ungleichheiten verschärft. Aufgrund der Zerstörung sicherer Räume und des Zusammenbruchs sozialer Unterstützungsnetze sind Frauen und Mädchen einem erhöhten Risiko von Gewalt ausgesetzt. Zudem hat die Katastrophe die ohnehin schon begrenzten Ressourcen und Kapazitäten lokaler und internationaler Organisationen, die in diesem Bereich tätig sind, weiter belastet. Zusätzliche Finanzmittel für die Aufrechterhaltung und Ausweitung dieser lebensrettenden Dienste sind unerlässlich.