Ein tpyischer Tag im Imece-Center in Basmane

Die Sozialarbeiterin Nadire erzählt uns von ihrer Arbeit mit aus Afrika geflüchteten Frauen und Kindern im Basmane-Viertel/Izmir 

Nadires Tagesablauf in Basmane

November 2024 – Das „Imece-Center“ im Basmane-Viertel in Izmir ist der Ort, an dem all die unterschiedlichen Maßnahmen stattfinden, die das Team unserer Partnerorganisation Imece mit unserer Unterstützung für aus Afrika geflüchtete Frauen und Kinder durchführt. „Mutter für alle“ und gleichzeitig „Mädchen für alles“ im Center ist Nadire. Jeden einzelnen Tag in der Woche kommt sie hierher. Sogar am Wochenende ist sie noch mit Organisation und Telefonaten beschäftigt. Nadire ist Anlaufstelle Nummer eins für die Kinder in Basmane. Egal, in welchen Schwierigkeiten sie stecken oder welches Thema sie bedrückt: Sie gehen als erstes zu ihr. Nadire findet immer eine Lösung, das wissen die Kinder. Wenn die Kinder bei einer Polizeikontrolle aufgegriffen werden, rufen sie Nadire an. Sie haben ihre Nummer längst im Kopf. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Nisan, die fließend französisch spricht, versucht Nadire dann zu helfen.

Das Imece-Center öffnet morgens um neun Uhr. Pünktlich ist Nadire an Ort und Stelle. Wenn sie ankommt, sieht sie mindestens fünf Kinder, die bereits vor der Tür warten. „Und jeden Tag werden es mehr“, meint sie. „Wir fragen sie nicht nach ihren Ausweisen. Wir folgen unserem eigenen Prozess – und manchmal brauchen wir einfach schnelle Lösungen.“ Die Kinder bringen oft ihr eigenes Frühstück mit, um gemeinsam mit dem Imece-Team etwas zu essen. Nadire macht dann Tee für sie.

Die Unterrichtsstunden starten gewöhnlich um zehn Uhr. Unterrichtet wird etwa in Französisch, Englisch und Mathematik. Die Schulstunden für die Kinder, die aufgrund von Sprachbarrieren bzw. ihres fehlenden Aufenthaltsstatus nicht in der Lage sind, eine öffentliche Schule zu besuchen, sind ein wichtiger Bestandteil des Projektes. Während die Kinder an daran teilnehmen, bringt Nadire ihren Müttern das Arbeiten mit Solartechnik für die Herstellung der durch Sonnenenergie betriebenen Powerbanks und Musikboxen bei. Zudem sorgt sie dafür, dass das Imece-Center sauber und organisiert bleibt.

Bis zum Mittagessen, das jeden Tag pünktlich um zwölf Uhr eingenommen wird, kommen mindestens 15 Jugendliche weiter Jugendliche dazu, erzählt sie. Mit allen werde dann gemeinsam gegessen. „Auch die Älteren versuchen wir zu beschäftigen, zeigen ihnen zum Beispiel Kurzfilme über Solidarität, Vertrauen und die Gleichheit aller Menschen – trotz ihrer Unterschiede“, sagt Nadire. Danach werde immer auch über die Filme gesprochen und diskutiert.

„Kürzlich haben wir zum Beispiel ein Spiel zum Thema „Fußabdruck“ mit den Kindern und Jugendlichen veranstaltet, um die Einzigartigkeit eines jeden hervorzuheben.“ Jedes Kind und jeder Jugendliche bekam den Auftrag, seinen eigenen Fußabdruck zu hinterlassen. Das durfte auch im übertragenen Sinn sein. „Es sind dabei sehr kreative Ergebnisse herausgekommen“, erzählt Nadire.

Frauen, meist die Mütter der Kinder bzw. Jugendlichen, erhalten im Center Seminare zu Themen wie sexuelle Gesundheit, Frauenrechte sowie anderen rechtlichen Themen. Auch sei der regelmäßige Austausch und das Vernetzen mit anderen teilnehmenden Frauen im Basmane-Center ganz wichtig für sie, sagt Nadire.

 

Wenn eine der teilnehmenden Frauen oder eines der Kinder mal krank werden und Nadire mit „normalen“ Medikamenten oder Tipps nicht helfen kann, bringt sie sie ins Krankenhaus. „Letzte Woche mussten insgesamt elf Frauen und Kinder ins Hospital gebracht werden“, erzählt sie. Dass so viele auf einmal krank geworden sind, habe mit den schlechten hygienischen Bedingungen zu tun, die dort, wo die Familien auf engem Raum und bei großer Hitze leben, herrschen. Wenn die Frauen und Kinder ein Medikament verschrieben bekommen, erklärt Nadire ihnen, wie sie es zu nehmen haben. Oft übernimmt Imece auch die Kosten für die Behandlung.

Das Center schließt gegen 17 Uhr. „Das hängt aber von den jeweiligen Aktivitäten ab“, meint Nadire. „Wenn wir gerade so richtig dabei sind und eine Aktivität noch nicht beendet ist, dann kann es auch später werden.“ Auch wenn noch Fragen auftauchen, die es zu klären gilt, bleibt das Center länger geöffnet. „Niemand wird hier vor die Tür gesetzt“, sagt Nadire. „Wenn dann alle gegangen sind, machen wir alles sauber und ordentlich. Schließlich soll es am nächsten Tag, wenn alle wieder um neun Uhr eintrudeln, auch wieder schön aussehen.“

Nadire hat Kontakte zu vielen Partnern und Organisationen, an die sie die oft alleinstehenden Frauen verweisen kann, wenn es um die Planung der nächsten Schritte geht. „Manchmal müssen wir zunächst darüber diskutieren, welcher der beste Weg für sie sein kann,“ erzählt sie. Das wichtigste sei, den gesamten Prozess im Blick zu haben, ihre Lebensgeschichte zu verstehen und die Frauen zu begleiten. „Immer in Kontakt mit ihnen und für sie da zu sein und zu bleiben, steht für uns an erster Stelle“, sagt Nadire.

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Im Basmane-Projekt werden wir noch bis Ende dieses Jahres unterstützt durch Aktion Deutschland Hilft. Damit dieser wichtige Ort auch zukünftig für die aus Afrika geflüchteten Frauen und Kinder zur Verfügung stehen kann, brauchen wir dringend Ihre Hilfe. Wir möchten verhindern, dass das Imece-Center in Basmane schließen muss! Spenden Sie jetzt für dieses Projekt – vielen Dank!

Einem UNHCR-Bericht zufolge befanden sich bis Ende 2022 in der Türkei mehr als 3,5 Millionen Syrer unter vorübergehendem Schutz. 305.000 Menschen waren Antragsteller und Inhaber eines internationalen Schutzstatus. In den Daten zu Antragstellern und Statusinhabern gibt es keine eindeutigen Daten zu Afrikanern, keinerlei Details zu afrikanischen Migrantinnen und Migranten. Jedoch wird berichtet, dass im Jahr 2021 100.000 afrikanische Flüchtlinge in der Türkei lebten. Es ist davon auszugehen, dass der Mangel an Informationen zu dieser Zielgruppe darauf zurückzuführen ist, dass die meisten von ihnen nicht registriert sind.

Für die Migration sind vorrangig Krieg oder bewaffnete Konflikte in den Herkunftsländern sowie schwierige wirtschaftliche Bedingungen verantwortlich. Zudem wird die Türkei von vielen afrikanischen Flüchtlingen als Transitland nach Europa gesehen. Sie planen meist nur einen kurzen Aufenthalt. In der Realität werden aber oft mehrere Jahre daraus.

Es gibt gravierende Lücken in der medizinischen und gesundheitlichen Versorgung sowie dem Zugang zu anderen Dienstleistungen und Bildungseinrichtungen. Die meisten der hier lebenden Afrikanerinnen und Afrikaner haben keinen einkommensschaffenden Arbeitsplatz. Viele sind sich ihres gesetzlichen und sozialen Anspruchs auf Einbeziehung in staatliche oder zivile Unterstützungsmechanismen nicht bewusst oder wollen nicht riskieren, nach Ihrer Registrierung ausgewiesen zu werden. Dass sie keine Papiere haben, ist jedoch das größte Hindernis für ihre Teilhabe am Sozialsystem.

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2024-11-14T09:33:51+00:00
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