Die Angriffe von Russland auf die Ukraine werden mit zunehmender Härte und Zerstörung fortgesetzt. Die Ukraine ist Luft- und Drohnenangriffen ausgesetzt, wobei auch zivile Ziele getroffen werden: Energieinfrastruktur, Wohnhäuser, Krankenhäuser geraten regelmäßig unter Beschuss. Bis Anfang Dezember 2024 verzeichnete das Gesundheitsministerium der Ukraine über 2.100 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine.
Neben den direkten Schäden an den Gesundheitseinrichtungen führen die Kriegshandlungen auch durch Betriebsunterbrechungen und durch einen Mangel an medizinischem Personal zu einem schlechteren Zugang zu Gesundheitsdiensten. Die Situation wird verschärft durch einen gewachsenen Bedarf an medizinischer Versorgung an den Orten, an denen eine große Anzahl an Binnenvertriebenen Zuflucht genommen hat. Gesundheitsleistungen und Medikamente, die privat bezahlt werden müssen, sind für viele unerschwinglich.
Von den Einschränkungen in der Gesundheitsversorgung sind Kinder, bei denen Krebs und Blutkrankheiten diagnostiziert werden, sehr stark betroffen. Die Überlebensrate bei Kindern mit Krebs ist zwar bei einigen Krebsarten hoch, doch das setzt eine rechtzeitige Diagnose und den Zugang zu kostenfreien Medikamenten und zu multidisziplinären Behandlungen voraus. Verzögerungen oder Unterbrechungen in der Krebsbehandlung oder der fehlende Zugang zu Medikamenten und einer rechtzeitigen unterstützenden Behandlung – unter anderem aufgrund finanzieller Schwierigkeiten – können tödlich sein.
Besonders in den Jahren 2023 und 2024 kam es durch die Rückkehr von Ukrainern aus dem Ausland und die Binnenmigration von Familien aus der Ostukraine in den zentralen und westlichen Teil des Landes zu einer Zunahme von Patienten in den Krankenhäusern, die in diesem Projekt unterstützt werden sollen. Viele betroffene Eltern krebskranker Kinder verlassen ihren Wohnort aufgrund mangelnder Behandlungsmöglichkeiten und entscheiden sich aufgrund der aktuellen Sicherheitslage für eine Behandlung im westlichen Teil der Ukraine in Lviv. Auch Expertinnen und Experten, die zur Unterstützung in der medizinischen Behandlung aus dem Ausland kommen, wählen das relativ sichere Lviv. Für 2025 rechnen die Krankenhäuser dort mit einem Anstieg der stationären Patientenzahl um 30%.
In den Krankenhäusern der Projektregion werden nicht nur insgesamt mehr Krebspatienten verzeichnet, sondern auch mehr Patienten mit schwereren Fällen, die früher in der Hauptstadt und anderen Zentren behandelt wurden. Zu Engpässe kommt es in den Kinderkliniken außer in den onkologischen Stationen auch in anderen Abteilungen, z.B. Chirurgie, Intensivstation und Traumatologie. Zusätzlich zu dem Zuwachs an Krebspatientinnen und -patienten müssen die Kliniken auch mehr Kinder mit kriegsbedingten Verletzungen behandeln.
Die Finanzierung der Krankenhäuser ist vor dem Hintergrund des Krieges derzeit unzureichend. Ein Teil der Behandlungskosten muss von den Patienten getragen werden, was aufgrund der finanziellen Lage der Betroffenen oft nicht möglich ist. Laut unserer Partnerorganisation Evum haben 90 Prozent der betroffenen Eltern finanzielle Schwierigkeiten und können sich grundlegende Medikamente nicht leisten.