Leben im Übergang – Hilfe, die bleibt

Projektbesuch in Thessaloniki: Ein Blick hinter die Kulissen der Hilfe

Hilfe für Geflüchtete in Thessaloniki

Oktober 2025 – Unsere Pressereferentin Andrea war kürzlich in Griechenland bei unserer Partnerorganisation NAOMI – Ökumenische Werkstatt für Flüchtlinge in Thessaloniki zu Gast. Seit 2024 setzen wir gemeinsam ein humanitäres Hilfsprojekt um, das Geflüchteten den Zugang zu dringend benötigten Medikamenten und medizinischen Hilfsmitteln ermöglicht. Es wird gefördert durch das Bündnis Aktion Deutschland Hilft sowie durch unsere Spenderinnen und Spender.

LandsAid finanziert dabei sowohl die Anschaffung dieser Materialien als auch einen Teil der Koordinationsstelle in der Casa Base, NAOMIs Schutzraum für Mädchen und Frauen. Sie liegt neben dem Diavata-Flüchtlings- Camp, rund 20 Kilometer außerhalb von Thessaloniki.

Das NAOMI-Team leistet nicht nur akute Nothilfe, sondern fördert auch die Integration und gesellschaftliche Teilhabe von Geflüchteten.

Neben der Versorgung mit Lebensmitteln, Kleidung, Medikamenten und medizinischer Betreuung organisiert NAOMI im Herzen der Stadt für geflüchtete Menschen Bildungs- und Kreativangebote, sowie faire und legale Anstellungen. Ziel ist es, Perspektiven zu schaffen und Integration zu fördern.

  • In der Textilakademie lernen Geflüchtete – insbesondere Frauen – den professionellen Umgang mit Nähmaschinen und Upcycling Techniken. Sprachkurse und soziale Betreuung flankieren die Ausbildung
  • In der Textil- Produktion entstehen nachhaltige und ethische Produkte wie Taschen oder T-Shirts sowie Jacken und Hosen, aus deren Erlös die angestellten Geflüchteten bezahlt werden.

„Hier verbinden sich handwerkliche Expertise, Umweltschutz und Selbstwirksamkeit“, berichtet Andrea. „Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Würde und Selbstvertrauen diese Arbeit vermittelt.“

Zudem organisiert NAOMI Patenschaften, Begegnungsprogramme und soziale Aktivitäten, die Austausch und gegenseitiges Verständnis fördern – und dazu beitragen, dass Menschen in der Fremde nicht in Isolation geraten.

Das Zentrum der täglichen Unterstützung ist die Casa Base – ein rund 400 Quadratmeter großes Hilfszentrum direkt neben dem Camp. Hier werden Kleidung, Schuhe, Hygieneartikel, Spielsachen und Haushaltsgegenstände sortiert und vorbereitet. „Bedürftige können sich hier selbst das Nötige auswählen – wie in einem Supermarkt“, erzählt Andrea.

Neben dieser materiellen Hilfe bietet die Casa Base auch Sprachkurse, Kinderaktivitäten, gemeinsames Kochen sowie kreative und sozialisierende Angebote. Besonders Frauen und Mädchen finden hier Schutz, Beratung und psychosoziale Unterstützung.

Die von LandsAid mitfinanzierte Koordinatorin Maria Eleftheriadou hält dabei alle Fäden zusammen und sorgt dafür, dass Abläufe reibungslos funktionieren: Sie betreut Freiwillige aus vielen Ländern, koordiniert Abläufe und vernetzt sich mit Ärztinnen, Ärzten und Sozialarbeitenden. „Maria hält die Casa Base buchstäblich am Laufen“, sagt Andrea.

Die gesundheitliche Versorgung ist dabei eine der größten Herausforderungen. Geflüchtete im Camp, die sich im Asylverfahren befinden, erhalten monatlich 75 Euro pro erwachsene Person. Wer sich noch im Identifizierungsprozess befindet oder bereits anerkannt ist, bekommt überhaupt keine finanzielle Unterstützung. Diejenigen, die anerkannt sind, werden gezwungen, das Camp zu verlassen. Alle vereint eins: Sie sind nicht in der Lage, Medikamente zu bezahlen.

Mit den von LandsAid bereitgestellten Mitteln können besonders chronisch Kranke, Kinder mit Seh- oder Hörschwächen sowie Menschen mit akuten Erkrankungen regelmäßig versorgt werden. Brillen, Hörgeräte, Diabetes- und Herzmedikamente, Schmerzmittel oder Antibiotika – vieles davon wäre ohne Hilfe schlicht nicht verfügbar.

„Najiba aus Afghanistan hat sich mindestens fünfmal für die Brille bedankt, die sie dank unserer Unterstützung bekommen hat“, erzählt Andrea bewegt. „Ohne diese Brille könnte sie nicht im NAOMI-Office als Näherin arbeiten.“ Ein anderer Fall: Ein anerkannter Flüchtling wurde nach einem Herzanfall aus dem Krankenhaus entlassen und benötigt Medikamente im Wert von 300 Euro monatlich. „Maria versucht, über verschiedene Wege die Kosten zu decken – denn dieser Betrag sprengt das Budget von NAOMI“, so Andrea.

Das Diavata-Camp ist für rund 1.000 Menschen ausgelegt, doch die Zahl seiner Bewohnerinnen und Bewohner schwankt ständig. Viele werden nach ihrer Identifizierung und Registrierung in andere, meist sehr abgelegene Camps verlegt. Gleichzeitig werden immer wieder neue Geflüchtete zur Registrierung aufgenommen – sie kommen entweder direkt von den Inseln oder von der Landesgrenze. Andere wiederum warten seit Monaten, teils seit Jahren, auf ihren Asylbescheid. Alle leben unter schwierigen Bedingungen, mit kaum Zugang zu medizinischer Versorgung oder Integrationsprogrammen.

Selbst nach einer positiven Asylentscheidung bessert sich die Situation nicht: Wer anerkannt wird, verliert seine Unterkunft im Camp und jede finanzielle Unterstützung – „anerkannt, aber schutzlos“ beschreibt es Dorothee Vakalis, Vorsitzende von NAOMI, treffend.

Dank NAOMI und der Casa Base sowie der Unterstützung durch LandsAid und Aktion Deutschland Hilft bleiben diese Menschen nicht allein. Pro Jahr werden etwa 3.000 bis 3.500 Geflüchtete mit Hilfsgütern und Medikamenten erreicht, monatlich profitieren rund 300 Menschen direkt von der Unterstützung.

Die Casa Base bedeutet jedoch noch viel mehr: Sie ist für die Geflüchteten ein Willkommensraum, ein Raum der Sicherheit, der Gemeinschaft, der Zusammengehörigkeit, ein täglicher Lichtblick, eine Perspektive.

„Die Schicksale der Menschen, die ihre Heimat oft fluchtartig verlassen mussten, haben mich tief bewegt“, sagt Andrea. „Und zugleich habe ich gesehen, wie viel Hoffnung hier mit einfachsten Mitteln entsteht.“

LandsAid unterstützt NAOMIs Arbeit in der Casa Base finanziell und organisatorisch – damit diese weitergehen kann für:

  • Familien mit Kindern im Asylverfahren aus dem Diavata Camp,
  • anerkannte Flüchtlinge, die das Camp verlassen mussten und nun in eigenen Wohnungen rund um Thessaloniki um ihr Überleben kämpfen müssen,
  • Abgeschobene aus Deutschland und aus anderen Ländern, die erneut ihre Asyldokumente besorgen müssen, um eine Arbeit finden zu können zur Selbstversorgung.

👉Wir möchten unseren Partner auch weiterhin unterstützen. Damit NAOMI und die Casa Base ihre lebenswichtige Arbeit fortsetzen können, brauchen wir auch Ihre Hilfe. Jede Spende schenkt Schutz, Würde und ein Stück Hoffnung – dort, wo Europa oft wegsieht.

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Mit Ihrer Unterstützung kann NAOMI in Thessaloniki weiterhin Geflüchteten dringend benötigte Medikamente, psychosoziale Betreuung und Bildungsangebote ermöglichen. Jeder Beitrag hilft, dass Menschen in schwierigen Lebenslagen nicht alleine bleiben. Werden Sie Teil dieser Hilfe – jetzt spenden und Zukunft schenken!

Griechenland ist für viele Geflüchtete das Eintrittstor in die EU, vor allem über die Ägäis-Inseln (z. B. Lesbos, Chios, Samos, Kos, Kreta) und über die Landesgrenze zur Türkei. Doch diese Lager sind chronisch überfüllt.Um die Zustände auf den Inseln zu entlasten und Platz für neue Ankommende zu schaffen, hat die griechische Regierung viele Menschen aufs Festland verlegt, wie z. B. in das Regieristrierungscamp für Nordgriechenland in Diavata. Viele Menschen kommen aus Kriegs- und Krisengebieten wie Afghanistan, Irak, Syrien oder afrikanischen Ländern.

Viele Asylbewerberinnen und Asylbewerber auf dem Festland verbringen ihre Wartezeit in isolierten und stark kontrollierten Camps fern urbaner Zentren und deren Hilfsangebote. Monatelang warten sie auf einen Asylbescheid.  Sie haben so gut wie keinen ausreichenden Zugang zu medizinischer Versorgung, Integrationsprogrammen oder Arbeit – selbst Familien mit Kindern, chronisch Kranke und Menschen mit Behinderungen bleiben häufig sich selbst überlassen. Hilfsorganisationen wie NAOMI oder LandsAid versuchen, die dringendsten Lücken zu schließen und zumindest die Grundversorgung zu verbessern.

Doch auch nach der Anerkennung ihres Asylantrags verbessert sich die Lage der Geflüchteten nicht. Wer den offiziellen Flüchtlings-Status erhält, muss das Camp verlassen und verliert damit seine Unterkunft und jede Förderung. Viele hatten nicht die Chance während des Verfahrens Griechisch zu lernen oder an Integrationsprogrammen teilzunehmen. So können sie nur mit Hilfe Dritter eine Arbeit finden, mit der sie ihren Lebensunterhalt und den ihrer Familie bestreiten können.

Kranke und vulnerable Menschen wie alleinerziehende Mütter und Väter mit kleinen Kindern, die keine Arbeit aufnehmen können, bleiben unversorgt. Nur wer arbeitet in Griechenland, kann sich integrieren. Auch NAOMI und andere Hilfsorganisationen können diese Lücken im Programm der Regierung nicht gänzlich füllen.

Da Griechenland für viele das erste EU-Land ist, das sie betreten, ist es laut Dublin-Abkommen für ihre Asylverfahren zuständig. Wer später in ein anderes EU-Land weiterreist, kann jedoch dorthin wieder abgeschoben und zurückgeschickt werden – der Asylbescheid muss dann in Griechenland auf bürokratischen Wegen wieder erneuert werden

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2025-11-17T08:24:07+00:00
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