Der Sozialraum des Nordendorfer Bauhofes ist wieder nutzbar

LandsAid-Mitarbeiterin auf Projektbesuch in der schwer vom Hochwasser  in Süddeutschland betroffenen Gemeinde bei Augsburg

Fast acht Monate nach dem Unglück

Januar 2025 – Fast acht Monate ist es jetzt her, als in der kleinen Gemeinde Nordendorf bei Augsburg, versursacht durch nicht enden wollende Starkregenfälle, die Schmutter über die Ufer trat. Das Hochwasser war so massiv, dass der Ort nahezu komplett überschwemmt war und zahlreiche Anwohnerinnen und Anwohner evakuiert werden mussten (siehe unser Artikel vom Juni 2024).

LandsAid hatte der schwer betroffenen Gemeinde damals Unterstützung zugesagt. Mit den zur Verfügung gestellten finanziellen Mitteln sollte zunächst der stark beschädigte Sozialraum des örtlichen Gemeindebauhofs wiederhergestellt werden. Dessen insgesamt sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten zusammen mit unzähligen Helferinnen und Helfern der Gemeinde während der Akutphase und auch danach Unglaubliches geleistet. Darum war es besonders wichtig, ihnen so schnell wie möglich zu einem Aufenthalts-, Pause- und Ruheraum zu verhelfen. „In unserem Sozialraum spielt sich alles ab: von Absprachen, über Brotzeit- und Kaffeepausen bis hin zum ‚einfach nur mal Aufwärmen‘ im Winter“, sagt Nordendorfs Bürgermeister Tobias Kunz. Da das Mobiliar des Sozialraumes durch das mit Heizöl und Fäkalien verunreinigte Wasser unbrauchbar wurde, musste es nach den ersten umfangreichen Akutmaßnahmen wie Trocknen, Lüften und Sanieren neu beschafft und eingebaut werden.
Unsere Projektmanagerin Raquel Nerger hat die Gemeinde erneut besucht, sich den wiederhergestellten Sozialraum angeschaut und mit Tobias Kunz gesprochen. Sie setzten sich dafür gleich an den neuen, ausziehbaren Besprechungs- und Esstisch des Raumes, der ebenso mit neuen Stühlen bestückt wurde. Tobias Kunz zeigte Raquel zudem die neu eingebaute rote Küchenzeile, die mit Lands-Aid-Unterstützung gekauft wurde. „Auch neue Türen wurden eingesetzt – die alten waren durch das Wasser völlig verzogen“, berichtet Kunz. Er sei erst einmal froh, dass der Sozialraum zum Winter pünktlich fertig geworden sei.

Bis die Gemeinde etwas Licht sehen kann, wird es jedoch noch dauern. „Viele Bürgerinnen und Bürger sind noch nicht hundertprozentig auf den Beinen und haben noch viel vor sich“, meint Kunz. Teilweise würden sie erst jetzt wieder in ihre Häuser und Wohnungen zurückziehen. Zuvor hatten sie entweder bei Verwandten oder Freunden – oder aber im eigenen Haus im oberen Stockwerk gewohnt, wenn nur Keller und Erdgeschoss von der Flut betroffen waren. Manche hatten sich sogar in der Garage ihr Wohnzimmer eingerichtet. Sie waren nun froh, dass sie rechtzeitig zum Winter wieder in ihr Haus zurückkehren konnten. Auch die Bauhof-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten ihren Sozialraum in die Garage verlegt. Die defekte Küche wurde soweit genutzt, wie es eben möglich war.

„Viele Anwohnerinnen und Anwohner, die versichert waren, debattieren zum Teil immer noch mit ihren Versicherungen herum“, sagt Kunz. Andere hätten mehr Glück mit ihrem Versicherungspartner gehabt, ihnen sei schneller und reibungsloser geholfen worden. Viele seien jedoch erst gar nicht versichert gewesen. Sie erhielten Unterstützung durch Soforthilfen des Freistaates und aus dem eigenen Spendentopf der Gemeinde, so Kunz.

Eine der wichtigsten kommenden Aufgaben des Bauhof-Personals sei die Entkernung des Kellers, in der die Ganztagsbetreuung der Grundschule stattfand, berichtet der Bürgermeister weiter. Wasser wurde im Zuge der Überschwemmungen durch den Boden, durch die Wände und durch die Fenster gedrückt. „Böden, Türen, Wände, Elektroleitungen – alles war beschädigt oder zerstört“, sagt Kunz. Alle im Keller angesiedelten Räume wie Schulmensa und Essensraum, das Gemeindearchiv, der Hausarbeitsraum, der Handarbeits- und Werkraum – seien bis heute nicht nutzbar.

„Beim Thema Schulkeller sind wir noch ganz am Anfang“, bedauert er. „Hier werden wir noch viele Monate zu tun haben.“ Sowohl der erst vier Jahre alte Neubau als auch der Altbau der Schule aus den 60ern müssten komplett entkernt werden. „Danach versuchen wir abzudichten“, so Kunz weiter. Der Bau solle hochwassersicherer werden, sodass das Wasser nicht mehr durch den Boden und die Wände eindringen könne. Da gebe es technisch gute Möglichkeiten, meint Kunz. Aber das sei auch nochmals ein „ordentlicher Kostenfaktor.“

„Neben der Schadensbewältigung beschäftigt uns in den letzten Monaten kein Thema so sehr wie der Hochwasserschutz“, sagt Kunz. Zahlreiche Maßnahmen würden zu diesem Thema nun in Angriff genommen. Was genau – darüber informiert die Gemeinde ihre Anwohnerinnen und Anwohner in der Januar-Ausgabe ihres Mitteilungsblattes, das sich eigens dem Status Quo zum Hochwasserschutz widmet, und natürlich auf der Homepage: www.nordendorf.de. Schließlich müsse nun vorgesorgt werden, dass so etwas nicht noch einmal passieren kann, meint Kunz.

Das Verfahren, einen baulichen Hochwasserschutz zu errichten, sei jedoch nicht unkompliziert, meint Kunz. Der Bau eines Hochwasserschutzes entlang der Schmutter liege in der Zuständigkeit des Freistaates Bayern. Eine der wichtigsten Maßnahmen: der Deichbau und die Deichertüchtigung – das bedeute, den bestehenden Deich höher zu legen, erklärt Kunz. Zwischen Blankenburg und Nordendorf werden bestehende Deiche zurückgebaut, um das Aufstauen von Wasser in Richtung Süden zu vermeiden und den Durchfluss nach Norden zu ermöglichen. Das Verfahren sei jedoch sehr zeitintensiv.

 

Darüber hinaus werden auch seitens der Gemeinde Nordendorf verschiedene Maßnahmen geplant und umgesetzt. Neben der hochwassersicheren Sanierung des Schulkellers soll unter anderem auch der Zaun, der um den Bauhof herum angelegt ist, durch eine Mauer ersetzt werden, sodass das Wasser nicht mehr durchkommen kann. An den Bauhof-Türen sollen sogenannte Flutschotts errichtet werden – Barrieren, die im Notfall, sprich Hochwasser, in Sekundenschnelle an zuvor befestigten Alustreben befestigt werden können, sodass alles dicht abgeschlossen ist. Das sei eine innovative Alternative zu aufwändigen Dammbalken oder Spundwänden, erklärt Kunz. Die geplanten Maßnahmen seien in einem Notfallplan hinterlegt. Wenn alle Vorhaben fertig seien und ineinandergreifen, seien Nordendorf und das benachbarte Blankenburg für eine erneute Katstrophe viel besser gewappnet.

 

Insgesamt fielen für die Gemeinde Nordendorf in der Akutphase der Katastrophe reine Einsatzkosten – Lohnausfall Einsatzkräfte, Verpflegung, Dixi-Toiletten etc. – in Höhe von mehr als 400.000 Euro an, berichtet Kunz. Und da sei die Schadensbeseitigung noch gar nicht berücksichtigt. Der Schaden, der an der Schule entstanden ist, belaufe sich auf 1,5 bis zwei Millionen Euro. Der Bauhof erforderte 7-8.000 Euro zur Wiederbelebung. Der mobile Wasserschutz werde circa eine halbe Million Euro kosten, schätzt Kunz. Es gebe verschiedene Förderverfahren, die zum Teil jedoch noch geprüft werden müssten. Für die Gemeinde bleibe jedoch trotzdem ein „ordentlicher sechsstelliger Betrag“ stehen. Um diese Summe auszugleichen, habe man den Bürgerinnen und Bürgern „ein bisschen was zumuten müssen“, etwa in Form von Erhöhungen der Grundsteuer.

Wir bei LandsAid eruieren gerade die Möglichkeiten, wie wir der Gemeinde bei der Sanierung des Schulkellers nochmals unter die Arme greifen können – und sind dankbar für jede Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender. Denn Tobias Kunz hofft, mit der Sanierung des Schulkellers möglichst bald anfangen zu können. Zuerst müssten alle Fördermöglichkeiten geklärt, dann alles ausgeräumt werden. „Wenn der Bagger anrückt, ist das meiste schon erledigt“, meint er. Derweil ist er dankbar für die Hilfe, die er durch LandsAid erhalten hat: „Das war eine große Hilfe in dieser schweren Zeit und dieser besonderen Situation.“

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Fast acht Monate nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe in Süddeutschland, die auch die kleine Gemeinde Nordendorf bei Augsburg schwer betroffen hat, ist hier immer noch nicht zu 100 Prozent Land in Sicht. Die Liste der zu errichtenden Maßnahmen, sei es in puncto Schadensbewältigung, sei es zur Prävention, ist lang, die bevorstehenden Kosten für die Gemeinde hoch. Helfen Sie uns dabei, Nordendorf zu unterstützen, vielen Dank!

Heftige Unwetter hatten Anfang Juni 2024 in Bayern und Baden-Württemberg zu Hochwasser, Überschwemmungen und Erdrutschen geführt. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen. Mehrere Menschen sind gestorben oder gelten als vermisst. Ortschaften, Straßen, Gebäude und Keller standen oder stehen unter Wasser. Anwohnerinnen und Anwohner sehen sich mit Hochwasserschäden konfrontiert. Einige Städte und Landkreise haben den Katastrophenfall ausgerufen. In Bayern war das in elf Landkreisen der Fall.

In der Gemeinde Nordendorf bei Augsburg geschah, was vielen Gemeinden in Süddeutschland gleichermaßen widerfuhr: Die Wassermassen waren zu groß, die Bevölkerung musste evakuiert werden. In manchen Orten fiel in 24 Stunden mehr Regen als im Durchschnitt eines ganzen Monats. In einigen Landkreisen sind die Pegel der Bäche und Flüsse auf ein Jahrhunderthoch angestiegen. So auch die Schmutter in Nordendorf, die auf zweieinhalb Meter anstieg.

Der Klimawandel ist eine Ursache dafür, dass Extremwetterereignisse häufiger und heftiger werden. Dazu zählen Hitzewellen, Dürren und eben auch starke Niederschläge.

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2025-01-30T09:37:07+00:00
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