„Aufgeben war keine Option“

LandsAid unterstützt nach der Flut  Senioren- und Pflegeheim St. Georg – Projektbesuch in Schrobenhausen

Wiederaufbau nach immenser Zerstörung

Juli 2025 – Nach tagelangen Regenfällen hielten in der Nacht vom 1. auf den 2. Juni 2024 die Dämme in der oberbayerischen „Spargelstadt“ Schrobenhausen dem Druck der übertretenden Flüsse Paar und Weilach nicht mehr stand. Die Flut bahnte sich ihren Weg in die Innenstadt – das historische Zentrum wurde vollständig überschwemmt.

Auch das örtliche Senioren- und Pflegeheim St. Georg wurde in dieser Nacht vom Hochwasser erfasst. Das Wasser drang in den Keller ein und überflutete ihn auf bis zu zwei Meter Höhe. Weite Teile der technischen Infrastruktur und Inneneinrichtung wurden zerstört. Noch in der Nacht evakuierte das THW alle 87 Bewohnerinnen und Bewohner – durch Fenster, über Leiterrutschen, mitten in der Dunkelheit.

Das ist nun mehr als ein Jahr her. Im Rahmen unserer Hochwasserhilfe Deutschland haben wir mithilfe der Förderung von Aktion Deutschland Hilft und dank unserer Spenderinnen und Spender die schwer betroffene Einrichtung finanziell unterstützt. Heimleiterin Katrin Antoncic hatte unser Team anlässlich des Sommerfests eingeladen. Unsere Projektleiterin Carola Gerhardinger, Pressereferentin Andrea Schmelzle sowie unser Aufsichtsratsmitglied Dr. Waltraud Remmele reisten nach Schrobenhausen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Schnell wurde deutlich, wie heftig die Einrichtung getroffen wurde – und wie viel seitdem bereits wiederaufgebaut werden konnte.

„Drei Monate lang waren unsere Bewohnerinnen und Bewohner ausgelagert“, berichtet Katrin Antoncic. Zunächst wurden sie auf sechs verschiedene Einrichtungen verteilt. Zwei Wochen später konnte eine gemeinsame Unterbringung in Großmehring, rund 30 Kilometer entfernt, organisiert werden. „Das war ein zweiter Umzug für alle – aber endlich waren wir wieder zusammen“, sagt die Heimleiterin.

Die Logistik war eine enorme Herausforderung. Fahrdienste mussten improvisiert werden, Hilfen spontan organisiert. „Aber es lief erstaunlich gut“, erinnert sich Antoncic. Der Zusammenhalt war beeindruckend – selbst Autohäuser stellten kostenlos Fahrzeuge zur Verfügung.

Besonders belastend war der Moment der Evakuierung – mitten in der Nacht, gegen zwei Uhr morgens. Strom gab es zu diesem Zeitpunkt bereits keinen mehr. „Man muss sich das vorstellen“, sagt Antoncic. „Plötzlich steht jemand mit einer Taschenlampe vor dem Bett – das hat vielen unserer Bewohnerinnen und Bewohner große Angst gemacht.“

Trotzdem hätten alle tapfer mitgemacht. Das THW-Team führte die Evakuierung professionell durch. „Der Name wurde mit Edding auf den Arm geschrieben, die Medikamentenbox auf den Schoß gesetzt – und dann ging es los.“

Der Keller füllte sich innerhalb kürzester Zeit mit Wasser. „Selbst massive Türen wurden einfach weggedrückt“, erzählt Antoncic. Das Wasser reichte bis ins Treppenhaus, knapp unter das Erdgeschoss.

Nach dem Abpumpen der Kellerräume wurde das volle Ausmaß der Schäden sichtbar. Der Stromausfall war allgegenwärtig – die gesamte technische Infrastruktur, auch die Elektrik, war im Keller untergebracht. „Unser Elektriker, eigentlich schon in Rente, saß später auf Knien vor dem Schaltschrank und hat Stecker ausgetauscht“, erinnert sich die Heimleiterin.

„Wir arbeiteten mit einer Prioritätenliste“, sagt Katrin Antoncic. „Zuerst wurden Heizcontainer gekauft, die mit Pellets funktionieren, sodass wir zumindest wieder warmes Wasser hatten.“ Die Wiederherstellung des Stroms sei besonders aufwendig gewesen. „Die Leitungen mussten getrocknet werden – Trocknungsgeräte liefen im Dauerbetrieb – betrieben mit Notstrom.“ Drei gerade erst angeschaffte Blockheizkraftwerke wurden vom Wasser regelrecht weggespült. „Da war eine unvorstellbare Kraft im Spiel“, sagt Antoncic.

Auch die Wäscherei befindet sich im Keller der Einrichtung. Bewohnerwäsche und kleine Legewäsche wie Handtücher, Waschlappen, Betten, Kissen etc. werden dort vom Hauswirtschaftsteam aufbereitet und wieder verteilt. Alles war vollständig zerstört. Maschinen, Bewohnerwäsche, Matratzen, Möbel – alles wurde vom Wasser durchtränkt und unbrauchbar. „Gerade hatten wir neue Matratzen gekauft – alle mussten in Container zur Entsorgung“, so Antoncic.

Zunächst übernahmen Angehörige die Bewohnerwäsche. Für Menschen ohne Familie sprangen Mitarbeitende ein. Schließlich konnte ein lokales Krankenhaus als Partner gewonnen werden, um die Wäsche zu übernehmen.

Ziel war es, den gewohnten Wäschekreislauf so schnell wie möglich wiederherzustellen – damit die Bewohnerinnen und Bewohner ein Stück Alltag zurückgewinnen konnten.

Aufgrund der geografischen Nähe zum Wasser hat das St. Georg Pflegeheim im Bereich der Elementarversicherung keine Möglichkeit für eine Versicherung gehabt und stand ohne jeglichen Versicherungsschutz da. Der geschätzte Schaden: rund 2,5 bis 2,8 Millionen Euro.

Dank der Unterstützung von LandsAid und Aktion Deutschland Hilft konnten unter anderem folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

  • Anschaffung neuer Waschmaschinen, Mangel, Dampfbügelstation und Nähmaschine für die hauseigene Wäscherei
  • Ersatz zerstörter Grundausstattung (Decken, Handtücher, Kissen, Bewohnerwäsche)
  • Erneuerung von Elektrik, Lichtschaltern, Steckdosen sowie Installation einer Stromwächteranlage zur Effizienzsteigerung
  • Verlegung neuer Estrich- und Kunstharzböden in überfluteten Bereichen
  • Materialkosten für Malerarbeiten, die das Team in Eigenleistung ausführte

Anschaffung von Patchmaschinen, höhenverstellbaren Legetischen und Schrankzeilen

Besonders beeindruckend ist, mit welchem Mut, Zusammenhalt und Tatendrang das Team des St. Georg dieser Katastrophe begegnete. Mitarbeitende, Angehörige, Ehrenamtliche – alle halfen mit. Heimleitung und Stiftungsvorstand packten selbst mit an.

„Katastrophen bringen Teams zusammen. Und aufgeben? Das war nie eine Option“, sagt Katrin Antoncic entschlossen.

Heute läuft die Wäscherei wieder. Der Strom ist zurück. Neue Matratzen sind da. Die Küche war während der Krise Versorgungszentrale – heute ist sie wieder ein Ort der Gemeinschaft. Selbst die beiden Wasserschildkröten Schorsch und Georgina haben die Flut überlebt.

Beim Sommerfest dieses Jahres war von der Katastrophe wenig zu spüren – zumindest auf den ersten Blick. Unter Pavillons im Schatten wurde gelacht, gesungen, gefeiert. Doch eine Leine mit Fotos der Flut erinnerte daran, was geschehen war. Und daran, was man gemeinsam schaffen kann.

Das Senioren- und Pflegeheim St. Georg ist ein fester Bestandteil des Lebens in Schrobenhausen – und soll es bleiben. Seit über 100 Jahren bietet es älteren Menschen ein familiäres Zuhause. Die Einrichtung gehört zur Vereinigten Spital- und Leinfelder Stiftung Schrobenhausen und finanziert sich vollständig selbst. „Ich möchte, dass unsere Bewohnerinnen und Bewohner es weiterhin schön haben“, sagt Katrin Antoncic.

Ihre Spende kommt an

Unser Ausgaben und Einnahmen werden regelmäßig vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) überprüft. Es bescheinigt uns seit 2009 regelmäßig eine ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder, weshalb wir zum Tragen des entsprechenden Siegels berechtigt sind.

Das Senioren- und Pflegeheim St. Georg in Schrobenhausen hat die Flut des vergangenen Jahres schwer getroffen. Dank unserer und Ihrer Unterstützung konnten schon viele Wiederaufbaumaßnahmen umgesetzt werden. Dennoch gibt es noch viel zu tun. Unterstützen Sie uns weiterhin dabei, den Bewohnerinnen und Bewohnern ihr familiäres Zuhause aufrechtzuerhalten.

Heftige Unwetter haben Anfang Juni in Bayern und Baden-Württemberg zu Hochwasser, Überschwemmungen und Erdrutschen geführt. Tausende Menschen mussten ihre Häuser verlassen, um sich in Sicherheit zu bringen. Mehrere Menschen sind gestorben oder gelten als vermisst. Ortschaften, Straßen, Gebäude und Keller standen oder stehen unter Wasser. Anwohnerinnen und Anwohner sehen sich mit Hochwasserschäden konfrontiert. Einige Städte und Landkreise haben den Katastrophenfall ausgerufen. In Bayern war das in elf Landkreisen der Fall.

Anfang Juni traf das Hochwasser nach mehreren Tagen Starkregen auch Schrobenhausen. Die Stadt liegt im nördlichen Oberbayern an der Mündung der Weilach in die Paar im tertiären Hügelland. Die Dämme konnten nach tagelangem Starkregen den Wassermassen nicht standhalten, die Flut kam in die Stadt. Der grüne Stadtwall, der die Altstadt umgibt, bestand nur noch aus einem schmalen Weg. Der begrünte Graben entlang der Stadtmauer und die Ringstraße, der Bürgermeister-Stocker-Ring war komplett geflutet. Aus der evangelischen Kirche strömte das Wasser. Bis in die Altstadt hinein und in die Seitenstraßen außerhalb stand das Wasser. Keller und auch die Erdgeschosse vieler Häuser waren geflutet, Autos standen mitten im Wasser. Betroffen von der Flutwelle waren vor allem Bürgerinnen und Bürger in der Innenstadt und im Ortsteil Mühlried, an dem die Paar und die Weilach vorbeifließen. In der Innenstadt musste das Pflegeheim St. Georg evakuiert werden. Und auch hunderte Bürgerinnen und Bürger mussten ihre Wohnungen verlassen. Sie kamen bei Familie, Freunden und in einer eigens eingerichteten Sammelunterkunft unter.

Der Klimawandel ist eine Ursache dafür, dass Extremwetterereignisse häufiger und heftiger werden. Dazu zählen Hitzewellen, Dürren und eben auch starke Niederschläge. Auch in anderen Ländern der Erde ereignen sich gerade Hochwasserkatastrophen. Akuter Auslöser sind sintflutartige und lang andauernde Regenfälle. Sie führen zu Überschwemmungen, zerstörten Häusern, Verletzten und Toten. Gerade angesichts zunehmender Extremwetter-Verhältnisse bekommt die

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2025-07-16T10:53:53+00:00
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