Ein Jahr nach den Beben

Türkei/Syrien: Ein Rückblick auf die LandsAid-Hilfe während eines Jahres – und ein Ausblick darauf, wie es weitergeht

Eine Bilanz der Hilfe

Februar 2024: Am 6. Februar ist es genau ein Jahr her, dass mehrere schwere Erdbeben den Südosten der Türkei und den Nordwesten Syriens erschütterten. Die Erinnerung daran wird für unzählige Menschen, die in den betroffenen Gebieten leben, eine traumatische sein.

Zehntausende Menschen sind gestorben oder wurden schwer verletzt, Millionen Menschen verloren ihr Zuhause und haben meist immer noch kein Dach über dem Kopf. Heute noch leben Hunderttausende in Containern. Auch im psychosozialen Bereich sind die Auswirkungen der Beben deutlich zu spüren. Viele Menschen, auch Kinder, sind traumatisiert und brauchen Hilfe. Der Weg zurück in ein normales Leben wird für die Betroffenen weiterhin sehr lange dauern. Wir wollten und wollen ihnen dabei so gut wie möglich helfen.

Unmittelbar nach der schlimmen Katastrophe war uns klar, dass auch wir die Opfer der verheerenden Beben mit Hilfsmaßnahmen unterstützen wollten. Schnell kooperierten wir mit unserer Partnerorganisation Imece aus Izmir. Deren Team machte sich auf ins Erdbebengebiet, um unter anderem mit unserer finanziellen Unterstützung Nahrungsmittel an die Menschen vor Ort zu verteilen. Wir wiederum wurden neben unseren Spenderinnen und Spendern unterstützt durch das Bündnis Aktion Deutschland Hilft und durch die Benefizaktion des Bayerischen Rundfunks Sternstunden e. V.

Das Imece-Team konnte im Rahmen der Projektlaufzeit bis Mai letzten Jahres insgesamt 6.314 Lebensmittelpakete (Mehl, Zucker, Reis, Nudeln, Milch, Öl etc.) an besonders bedürftige Familien in den Dörfern um Gaziantep verteilen – dort, wo bisher nur wenig oder gar keine Hilfe angekommen war. 31.000 Menschen wurden auf diese Weise mit Nahrungsmitteln versorgt.

Parallel gab es eine Zusammenarbeit mit unserer libanesischen Partnerorganisation Basmeh & Zeitooneh Emergency, die schon seit Jahren in Syrien tätig ist. Deren Teams verteilten dringend benötigte Nahrungsmittel im syrischen Notstandsgebiet. 2.000 warme Gerichte und weitere 2.000 stärkende Zwischenmahlzeiten wurden an Bedürftige ausgegeben. Finanziell unterstützt wurde das Projekt durch Apotheker Helfen e. V.

Um in Erfahrung zu bringen, mit welchen weiteren Maßnahmen Hilfe bestmöglich geleistet und mit welchen Partnerorganisationen zusammengearbeitet werden kann, entsandten wir rund eine Woche nach der Katastrophe ein vierköpfiges Assessment-Team ins Krisengebiet. Zu diesem Zeitpunkt war die Lage unübersichtlich, das ganze Ausmaß der Katastrophe noch gar nicht final einzuschätzen.

Unser Team vor Ort, alles erfahrene Katastrophenhelfer, war sichtlich betroffen. Die Schäden waren unermesslich, unzählige Gebäude, ganze Straßenzüge, wurden dem Erdboden gleichgemacht. Akut mangelte es an Nahrungsmitteln und sauberem Wasser, Hygieneartikeln und Notunterkünften.

Es entwickelte sich eine weitere Zusammenarbeit mit der türkischen Organisation Iyilik Takipciler, um gemeinschaftlich Nothilfe zu leisten. Mit finanzieller Unterstützung des Rotary Hilfwerks Illertissen Iller-Günz konnten wir gemeinsam mit den Hilfskräften von Iyilik 100 dringend benötigte Zelte kaufen. Einige Familien, die durch das zerstörerische Beben ihr Dach über dem Kopf verloren hatten, konnten so zumindest eine provisorische Unterkunft bekommen.

Noch am Abend vor seiner Abreise hatte unser Team eine große Ladung an Hygieneartikeln für 200 Frauen und Männer sowie Kleidung für Mädchen und Jungen, Grundnahrungsmittel und Trinkwasser für betroffene Familien organisiert und in Iskenderun in der Provinz Hatay abgeliefert. Die Hilfsgüter kamen in ein Camp mit Notunterkünften, das gerade erst für 40 Familien errichtet wurde. Die Aktion wurde in Kooperation mit dem Verband der türkischen Ingenieure und Architekten (TMMOB) durchgeführt.

Schnell wurde deutlich: Auch mittel- und langfristig brauchen die Menschen Hilfe. Vor uns und vielen anderen NGOs stand eine „Herkules-Aufgabe“. Unsere Hilfe fing gerade erst an.

Ab April organisierten und finanzierten wir die Installation von 20 Wassertanks für die Menschen in der schwer betroffenen Provinz Hatay. Jeder dieser Tanks konnte 1.000 Liter fassen. Die Versorgung mit sauberem Trinkwasser war zu diesem Zeitpunkt besonders wichtig, wuchs doch die Gefahr von Seuchen und Krankheiten. Hier begann unsere Zusammenarbeit mit der türkischen Organisation „Collective Coordination Assosciation“, die wir bis heute fortführen.

Ein weiteres Projekt zur Ernährungssicherung setzen wir seit September gemeinsam mit unserem lokalen Partner Toros Rotary Kulübü und mit Unterstützung durch Aktion Deutschland Hilft in der Provinz Hatay um. Mit unserem „Food-Truck“, einem Sattelauflieger, der mit einer professionellen Industrieküche ausgestattet ist, werden seitdem täglich rund 750 Menschen mit warmen Mahlzeiten versorgt.

Diese mobile Küche kommt in den vielerorts errichteten provisorischen Containerunterkünften zum Einsatz. In jeder solchen Containerstädte leben rund 100 Familien mit mehr als vier Familienmitgliedern. Begonnen wurde mit einer Containerstadt in Antakya. Hier wird der Food-Truck von der Gemeinde betrieben, die Lebensmittel und Personal zur Verfügung stellt. Geplant ist es, diese mobile Kücheneinheit mindestens ein Jahr lang zu betreiben.

Im Oktober zielte eine weitere Hilfsmaßnahme darauf ab, die schlimmen Folgen zu lindern, von denen auch der gesamte Bildungsbereich in den Erdbebenregionen betroffen war. Viele Kinder und Jugendliche konnten ihr Schulmaterial im Erdbeben nicht retten oder hatten es auf der Flucht verloren. Ihre Eltern waren oft finanziell nicht in der Lage, neue Schulbücher zu erwerben. In einer großen Verteilungsaktion unterstützten wir 500 Schulkinder der achten Klasse aus Hatay und Adana mit dringend benötigten Schulbüchern. In diesem Projekt arbeiteten wir mit der Jugend- und Bildungsabteilung der Gemeinde Adana zusammen.

Unser Bildungsprojekt beinhaltet eine zweite Maßnahme, die sich an die kleineren, noch nicht schulreifen Kinder der vielen durch die Erdbeben obdachlos gewordenen Familien richtet. Für sie stellten wir in einem Containerdorf in Antakya (Provinz Hatay) einen Container zur Verfügung, den wir mithilfe unserer lokalen Partnerorganisation Heirloom Seed Swap Association zu einem Kindergarten umfunktioniert haben.

Dieser 48 Quadratmeter große Container ist mit einer Klimaanlage ausgestattet, sodass es die Kleinen im Winter schön warm und im Sommer angenehm kühl haben. Täglich 15 Kinder spielen, tanzen, singen oder musizieren hier aktuell. Rund 150 Kinder, die im Containerdorf leben, können mit dieser Maßnahme insgesamt erreicht werden. Das Bildungsprojekt wird unterstützt durch Aktion Deutschland Hilft.

Aktuell stellen wir in Samandag, einer Gemeinde in Hatay, 24 Container für vom Erdbeben Betroffene zur Verfügung. 22 davon sollen den zahlreichen obdachlos gewordenen Menschen als Wohnstätte dienen. Immer noch leben viel zu viele Menschen in provisorischen Zeltunterkünften. Im Winter bieten die dünnen Zeltwände keinen Schutz gegen die Kälte. Die ersten acht Container sind bereits aufgebaut. Sie sind gut isoliert und klimatisiert bzw. beheizt. Das Projekt setzen wir gemeinsam mit unserer Partnerorganisation lokalen Partnerorganisation Collective Coordination Association (CCA) um.

Die verheerenden Erdbeben im Februar haben bei vielen Menschen auch psychosoziale Folgen hinterlassen. Zahlreiche Betroffene waren und sind traumatisiert. Daher stellen wir im Zuge unseres Container-Projektes auch zwei Container für betroffene Frauen, Männer und Kinder in Samandag (Provinz Hatay) zur Verfügung, die als „Trauma-Therapiezentrum“ dienen. Die Container stehen im Zentrum von Samandag und werden in Zusammenarbeit mit der Hatay Psychological Association geführt. Allein mit unserem „Wohncontainer-Projekt“ erreichen wir insgesamt mehr als 100 Personen. Durch die Funktion weiterer Container als Therapiezentrum wird die Zahl der erreichten Menschen jedoch noch weitaus höher sein. Unser Container-Projekt wird unterstützt durch Aktion Deutschland Hilft.

Insgesamt leisteten und leisten wir in neun unterschiedlichen Projekten Hilfe und erreichten damit bisher mehr als 100.000 Menschen in der Türkei (Gaziantep, Hatay, Adana) sowie 4.000 Menschen in Nordwestsyrien. Gemeinsam mit verschiedenen Partnerorganisationen unterstützten und unterstützen wir die betroffenen Gemeinden mit Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser, Hygieneartikeln, Unterkünften (Zelten und Containern), Schulmaterial sowie psychosozialen Maßnahmen. Für die Durchführung all dieser Projekte war natürlich auch die großartige Beteiligung unserer Spenderinnen und Spender enorm wichtig. Dafür bedanken wir uns ganz herzlich.

Auch weiterhin möchten wir den von der Erdbebenkatastrophe betroffenen Menschen zur Seite stehen. Gemeinsam mit ihnen und mit unseren lokalen Partnern werden wir nachhaltige Initiativen zur Sicherung ihrer Existenz entwickeln. Wir möchten die Menschen weiterhin bei der Bewältigung der Folgen des Erdbebens unterstützen. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern. Die Traumata bleiben. Wir werden unsere Arbeit im Südosten der Türkei auch zukünftig fortsetzen – und sind weiterhin dankbar für jede so wichtige Unterstützung. Vielen Dank.

Ihre Spende kommt an

Unser Ausgaben und Einnahmen werden regelmäßig vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) überprüft. Es bescheinigt uns seit 2009 regelmäßig eine ordnungsgemäße Verwendung der Spendengelder, weshalb wir zum Tragen des entsprechenden Siegels berechtigt sind.

Unser Einsatz im Erdbebengebiet wird uns sicherlich noch sehr lange beschäftigen. Unsere aktuellen Projekte werden unterstützt durch Aktion Deutschland Hilft.

Aber auch Ihre Hilfe ist immens wichtig. Unterstützen auch Sie die immer noch unter den Folgen des verheerenden Erdbebens leidenden Menschen.

Am 6. Februar 2023 erschütterten zwei verheerende Erdbeben mit einer Stärke von 7,7 und 7,6 auf der Richterskala die Türkei. Den ersten Beben folgten über Tausende von Nachbeben. Zehntausende Menschen sind gestorben oder wurden schwer verletzt. Das betroffene Gebiet ist riesig. Millionen Menschen wurden obdachlos. Die Auswirkungen waren in allen zehn Provinzen zu spüren, in denen der Ausnahmezustand ausgerufen wurde, wobei die Regionen Elazığ, mit Hatay, Kahramanmaras und Gaziantep, am stärksten betroffen waren.

Viele Wohngebäude wurden durch die Erdbebenkatastrophe komplett zerstört oder wurden aufgrund von Sicherheitsbedenken geschlossen wodurch Millionen Menschen ihr Obdach verloren. Akut mangelte es vor allem an Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser und provisorischen Unterkünften zum Leben.

Der Wiederaufbau verläuft schleppend und es wird noch lange dauern, bis die Menschen wieder in normale Wohnungen und Häusern ziehen können.

Das Ausmaß und die Folgen der Erdbeben vom Februar 2023 in der Türkei und Syrien stellen eine enorme psychologische Belastung für die Überlebenden der Katastrophe dar. Die plötzlich einsetzenden Erdbeben selbst, die erlittenen Verletzungen, die  Zerstörung von Wohnungen, die Verwüstung ganzer Städte, der Verlust von Freunden und Angehörigen – die psychischen Auswirkungen auf die Bevölkerung sind kaum vorstellbar. Auch in diesem Bereich benötigen die Menschen auch weiterhin dringend Hilfe und Unterstützung.

 

 

Bildquelle: LandsAid/Partnerorganisationen

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