WURM BEDROHT BROTKORB KENIAS

Die Situation ist außer Kontrolle

Sachverhalt

Bis im April der Regen einsetzte, war es das trockenste Jahr seit der großen Dürre 2011/2012. Jedes dritte Kind leidet an Mangelernährung und nun droht der Fall Armyworm (oder auch Herbst-Heerwurm) den Brotkorb Kenias zu vernichten. 20% des nationalen Lebensmittelhaushalts – vor allem Mais – werden hier produziert, die nun durch einen massiven Befall des aggressiven Insektes bedroht sind. Eine Hochrechnung der Daily Nation vom 09.05.2017 schätzt den gesamten Schaden auf 40 Millionen Sack Mais. Das entspricht einem heutigen Wert von ungefähr einer Milliarde Euro.
Der Fall Armyworm ist eine in Nord- und Südamerika seit 1957 heimische Spezies, die bereits letztes Jahr erstmals in Südafrika gesichtet wurde. In der Entwicklungsstufe der Larve frisst der Wurm die Blätter der Pflanze, auf der er lebt, und nimmt ihr damit die Möglichkeit zur Photosynthese. Die Pflanze stirbt daraufhin ab. Das Gefährliche an diesem Wurm ist seine Verbreitungsgeschwindigkeit und die Zahl der Nachkommen. Nach der Verpuppung entsteht eine Motte, die bis zu 100 Kilometer am Tag zurücklegen kann. Sie legt in vier Tagen bis zu 2.000 Eier, aus denen nach nur kurzer Zeit wieder Würmer schlüpfen.

Im Dezember 2016 wurde der Wurm-Befall im Südwesten Kenias erstmals festgestellt. Jetzt fordern die betroffenen Regionen die kenianische Regierung auf, den Notstand auszurufen. Conslate Rose, eine Kauffrau und Landwirtin aus Sega (Siaya District), beschreibt die Situation mit den folgenden Worten: „Es begann im Mai. Der Wurm zerstört den Mais am Tag und in der Nacht. […] Er ist wirklich sehr gefährlich, jede Woche zerstört er einen Acre der Fläche (Anmerkung: das entspricht 4.046 qm). Meine halbe Ernte wurde durch den Befall zerstört“. Der gesamte Lebenszyklus des Fall Armyworms dauert gerade einmal zwei Monate. Entsprechend müssen verwendete Pestizide häufig und intensiv gespritzt werden, um den Nachwuchs ebenfalls zu bekämpfen. Es wird dadurch schwierig den Kreislauf des Wurmbefalls zu durchbrechen. In Südafrika wurden letztes Jahr 300.000 Hektar Feld durch den Fall Armywurm zerstört. In Kenia könnte sich der Schaden noch verheerender auswirken. Gerade in Folge der Wetterextreme ist die Bevölkerung auf eine gute Mais Ernte angewiesen.

Die Lebensmittelpreise sind in Folge der Dürre und des Schädlingsbefalls gestiegen. Diese Situation wird sich noch verschärfen, wenn die Ernte im Südwesten so schlecht ausfallen wird, wie erwartet. Deshalb müssen jetzt Antworten auf die kommende Katastrophe gefunden werden.
„Wir versuchen die Hungernot in Kenia durch Schulessen zu mindern und unterstützen mit einer Partnerorganisation vor Ort in Kisumu lokale Initiativen. So versuchen wir zumindest eine Mahlzeit am Tag zu gewährleisten“, erklärt Hans Musswessels, Vorsitzender LandsAid e.V. Das gemeinsame Projekt mit TERRATECH konzentrierte sich zunächst auf AIDS-Waisen. Großmütter kochen für die Kinder und werden hierbei durch Spenden unterstützt. Sie erhalten sowohl Lebensmittel als auch Equipment für die Küche. Derzeit weiten LandsAid und TERRATECH diese Form der Hilfe aus. Mithilfe des Ahero Resource Centers haben die Großmütter eine Modelfarm gebaut. Die daraus erzielten Gewinne werden für das Schulessenprojekt verwendet. Eine Erweiterung der Farm ist derzeit geplant, wodurch das Projekt mittelfristig unabhängig von externer Hilfe werden wird. Leider sind auch solche Initiativen nur ein Teil der Lösung.

Der Norden Kenias ist geprägt von Halbwüste. Große Gebiete sind kaum bis gar nicht erschlossen. Die Infrastruktur ist im katastrophalen Zustand. Nur die Städte haben einen relativ sicheren Zugang zu Strom und Wasser. Außerhalb der wenigen Siedlungen gibt es diesen Luxus nicht mehr. Hier lebt das Volk der Turkana, mit einer Population von ungefähr einer Millionen Menschen. Die oft nomadischen Hirten leben von ihren Herden und definieren ihren Stolz über die Anzahl und Art ihrer Tiere. Das Leben und das ihrer Familien hängt direkt vom Zustand ihrer Herde ab. Sie liefert Fleisch, Milch und Blut – die Hauptbestandteile der traditionellen Ernährung der Turkana.

Damit die Tiere in der Halbwüste überleben können, sind die jährlich auftretenden Regenzeiten von fundamentaler Bedeutung. Sie ermöglichen neues Pflanzenwachstum, füllen die Wasserlöcher und das Grundwasser wieder auf und geben der Vegetation die Möglichkeit, sich von der Hitze zu erholen. Ohne diese Hitzepause wachsen kaum noch Pflanzen und die Erde trocknet weiter aus. Besonders kritisch wird es deshalb in einer Dürreperiode, in der der Regen komplett ausbleibt.

In den Jahren 2011/2012 war das zuletzt der Fall. Eine der Folgen war die katastrophale Hungersnot in Somalia. Der Küstenstaat grenzt an den Norden Kenias und ist klimatisch sehr ähnlich beschaffen.

Die letzten zwei Jahre hat das Land der Turkana kaum Regen gesehen. Bis im vergangenen April die Regenfälle einsetzten. Sie waren heftiger als je zuvor und überschwemmten das Land. Die starken Temperaturschwankungen waren für viele Tiere, die bis dahin überlebt haben, das Todesurteil. Viele Turkana verloren ihre gesamte Herde und damit ihre Lebensgrundlage. Der Mais aus dem Süden Kenias konnte die Folgen einer langen Dürreperiode in Norden zumindest eindämmen. Dies wird durch den Wurmbefall jedoch nun sehr schwierig.

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Die Regierung Kenias bemüht sich, die Ausbreitung der Plage zu verhindern. Sie verteilt Pestizide an die Landwirte und subventioniert den Mais. Die Wirksamkeit der Pflanzenschutzmittel ist jedoch umstritten. Durch die häufige Verwendung steigt zudem die Gefahr der falschen Nutzung und es können sich Resistenzen bilden. Die Pflanzen könnten darüber hinaus so stark belastet werden, dass sie zum Verzehr nicht mehr geeignet sind.

Es gibt zwar biologische Alternativen, aber deren Wirksamkeit sind nicht ausreichend belegt. In Nicaragua haben die Bauern im Jahr 1981 gute Erfolge mit der Einführung des Mischanbaus gemacht. Durch die Kombination mit Pflanzen, die nicht zur Nahrung des Fall Armyworms gehören, konnten die Ernten gerettet werden.

Auch wenn die Regierung viel daran setzt den Fall Armyworm zu besiegen, sehen einheimische Aktivisten das grundsätzliche Problem woanders. Die schwache ländliche Entwicklung habe Kenia erst in diese schwierige Situation gebracht. Die Kombination aus den Folgen der Dürre und dem Befall durch den Wurm, machen diese Situation so kritisch.

Würde sich die kenianische Regierung an das Versprechen der Maputo-Erklärung halten und 10% des jährlichen Budgets in die ländliche Entwicklung stecken, wäre demnach die Gefahr durch ein solch extremes Wetterphänomen deutlich vermindert. Momentan stehen dem Landwirtschaftsministerium ca. 3% des Jahreshaushaltes zu. Durch das größere Budget könne die Infrastruktur ausgebaut werden, die Turkana könnten mit dauerhaft angelegten staatlichen Programmen unterstützt und der Bildungsstand in den entlegenen Regionen könnte langsam aber stetig angehoben werden.

Titelbild: @Sylvia-Odour

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